Es war ein neuer partizipativer Ansatz in der linken Jugendbildung: Geldgeber und Projekte auf Augenhöhe, verbunden in einem Netzwerk. Im November 2002 gründeten 10 Bildungsprojekte auf Initiative der RLS ein solches Netzwerk, und nach drei Jahren kreativen Aufbruchs steht fest: Viele Probleme wurden gelöst und einige neue geschaffen.
Auf dem Netzwerktreffen im November in Dresden vereinbarten die Partner für das kommende Jahr eine Reihe ambitionierter gemeinsamer Projekte – darunter 3 Jugendprojekte in Russland, eine Jugendbegegnung in Uruguay, eine Bildner/innen-Netzwerkstatt und die Entwicklung antikapitalistischer Bildungsbausteine. Über die Förderung solcher Projekte entscheidet ein Vergabeausschuss, in dem Mittelgeber und Mittelempfänger gleichberechtigt über Kriterien linker Bildung diskutieren und verhandeln. Eine gemeinsam getragene Ausschreibung, Vergabepraxis und Evaluierungsdebatte sind die Ergebnisse dieses partizipativen Prozesses.
Vom linken HipHop-Projekt über die Planungswerkstatt bis zu Veranstaltungen im autonomen Spektrum reicht inzwischen die Spannweite des Initiativenfonds. Insgesamt konnten 23 Träger gefördert und zugleich als mögliche Partner für gemeinsame Projekte gewonnen werden. Der Fonds hat sich als sinnvolle Ergänzung anderer Förderinstrumente erwiesen und dürfte inzwischen einzigartig(er) in diesem Land geworden sein. Gemeinsam mit dem Netzwerk ist auch die Bedeutung der Jugendbildung im Stiftungsverbund gewachsen: In einigen Ländern entstanden eigenständige Kooperationen zwischen Trägern und den Landesstiftungen.
Mit dem Erfolg kamen jedoch auch die Probleme: So ist etwa die Menge der Förderanträge mit der derzeitigen partizipativen Vergabepraxis nicht mehr zu bewältigen. Vielfach stammen diese Anträge von neuen jungen Zielgruppen, die an das Netzwerk herantreten. Da entsteht eine Jugend bei der Linkspartei, die G8-Proteste in 2007 werden von jüngeren AktivistInnen getragen, die staatlichen Mittel für außerschulische Jugend werden weiter gestrichen. Dieses Wachstum weist ein zusätzliches Problem auf: Es findet fast nur im Osten statt, in den alten Bundesländern konnten bislang kaum Träger für eine Zusammenarbeit gewonnen werden.
Mit mehr Mitteln allein sind diese Probleme nicht zu beheben, sie überfordern vielmehr den Gründungskonsens der bisherigen Struktur. Das Netzwerk und der Vergabeausschuss befassen sich mit linker Jugendbildung – politische Jugendarbeit und politische Bewegung sind etwas anderes. Diese Bereiche trotz aller Unterschiede in ein gemeinsames Konzept zu bringen, ist die Aufgabe, der sich Netzwerk und Stiftungsverbund im nächsten Jahr gemeinsam stellen müssen. Damit wird das Prinzip der „Augenhöhe ungleicher Partner“ aus dem erprobten Raum des Vergabeausschusses in den Stiftungsverbund übertragen und ein Experiment zur Praxis. Wer hätte das vor 3 Jahren für möglich gehalten.
Ronald Höhner koordiniert das Jugendbildungs-Netzwerk bei der RLS.
Nachricht | Jugendbildung Ungleiche Partner auf Augenhöhe
Die Bilanz von drei Jahren Jugendbildung bei der RLS: Ein weiterer Ausbau erfordert vor allem neue Strukturen.