Nach drei Jahren ist das Netzwerk an einem Punkt angekommen, an dem die ambitionierten Projektideen und Zukunftsvorstellungen am bestehenden Rahmen zu scheitern drohen und damit das Netzwerk seinen Sinn verliert. Die Erwartung an das Strategietreffen war entsprechend hoch. Auf dem Treffen wurde jedoch schnell klar, es ist nicht nur ein Problem von Ehrenamt oder Projektmitteln. Es wurden mindestens 3 Ebenen herausgearbeitet, auf denen eine strategische Diskussion geführt werden muss. Die erste ist der Inhalt. Was sind die gemeinsamen Interessen und die analysierten politischen Notwendigkeiten? Die zweite ist die Struktur. Wie wollen wir künftig kooperieren? Wie viel Institutionalisierung brauchen wir und wie viel Autonomie wollen wir? Wie gestalten wir das Verhältnis zur Rosa-Luxemburg-Stiftung? Die dritte Ebene betrifft die Praxis. Was sind geeignete Formen, mit denen wir zugleich den inhaltlich-politischen Zielrichtungen wie auch dem Selbstverständnis unserer Zusammenarbeit gerecht werden können? Eine klare Strategie ist dabei nicht herausgekommen. Wohl aber Eckpfeiler für die Neuerfindung des Netzwerkes. Übergreifendes in die Gesellschaft gerichtetes Interesse des Netzwerkes sind die Weiterentwicklung und Verbreitung einer linken Bildungspraxis in politisch arbeitenden Gruppen sowie die Intervention in den neoliberalen Bildungsdiskurs. Es geht um die Frage, was linke Bildung in der Trias von Freiheit, Gerechtigkeit und Herrschaftskritik heute bedeutet, es geht um Emanzipation als Wert von Bildung und um eine Bildungskritik, die mehr ist, als das »Beklagen« der Umstände.
Das Interesse der Bildungsträger am Netzwerk selbst lässt sich mit Austausch, Reflektionsraum, Kooperationsprojekte und Weiterentwicklung linker Bildungskonzepte umreißen. Die gemeinsamen Projekte sind der Ort, an dem diese Interessen sich in konkrete Praxis niederschlagen. Sind dafür aber die gegenwärtigen Projekte – internationaler Jugendaustausch, antikapitalistische Bildungsbausteine, Methodenwerkstatt, Evaluierungskonzept für linke Bildung, das FutureWeekend006 – geeignet und ausreichend? An diesem Punkt wurde die Diskussion verständlicher Weise leidenschaftlich und die Einschätzungen waren kontrovers. Jedoch ist es genau das Ringen um Antworten auf die Fragen des »Warum eigentlich?« und des »Wie genau?« eines Projektes, das über die gelungene Kooperation hinaus eine strategische Intervention in Gesellschaft erst ermöglichen. Vielleicht ist das die Quintessenz des Wochenendes! Die Diskussion über die Projekte in 2007 beim Herbsttreffen wird zeigen, ob es dem Netzwerk künftig besser gelingt, die innovativen Ideen und das beachtliche methodische, fachliche und politstrategische Potenzial mit einem begrenzten Ressourcenrahmen zu vereinbaren. Sicher bedarf es einer Erweiterung des Rahmens und genauso sicher braucht das Netzwerk immer wieder erneut Klarheit über seine politstrategischen Ziele. In Potsdam wurden der Prozess vom Debattenort zum Diskursakteur und der Kampf um einen eigenständigen und linken Begriff von Bildung in der Gesellschaft begonnen.
Alles nur große Worte? Vielleicht! Vielleicht aber auch nicht!