Gut anderthalb Jahre, nachdem per Architektenwettbewerb das Bild vom neuen Gebäude der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefunden war, wurde nun Ende Oktober 2017 der erste Spatenstich in den Baugrund im Stadtquartier am Berliner Ostbahnhof gesetzt. In der Ansprache der Vorstandsvorsitzenden der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dagmar Enkelmann, war die Freude über den Baubeginn nicht zu überhören. Endlich würden die jahrelangen Vorbereitungen sichtbar werden, sagte Dagmar Enkelmann vor gut hundert Gästen und windig-sonnigem Herbstwetter. Selbst die Namengeberin der Stiftung "würde sich freuen, über das, was hier entsteht", zeigte sich Enkelmann sicher.
Das Grundstück für den Neubau liegt neben dem Ostbahnhof in Berlin-Friedrichshain auf dem Gelände des ehemaligen Postbahnhofs. Auf dem Areal ist ein neues Stadtquartier mit Büros, Kreativwirtschaft, Wohnungen, Hotels, Gastronomie, Handel und Dienstleistungen geplant.
Dagmar Enkelmann ließ auch den langwierigen Entstehungsprozess des Neubaus Revue passieren. Da sei es zwar auch um jede Menge Anträge und Genehmigungen gegangen, besonders in Erinnerung sei ihr aber der Architekturwettbewerb geblieben. Aus dem war das junge Team Kim Nalleweg& Trujillo als Sieger hervorgegangen. Der Stiftung sei es wichtig gewesen, so Enkelmann, dass das Gebäude sich ins Stadtensemble um den Postbahnhof einfügt, dass es funktional ist und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gute Bedingungen biete - vor allem aber auch Raum für öffentliche Veranstaltungen. "Das Gebäude bietet Transparenz und Offenheit und wirkt einladend", resümierte sie.
Der siegreiche Entwurf sieht eine Hochhausscheibe auf einem zweigeschossigen Sockel vor. Über dem Sockel befindet sich ein geschoßhoher Fachwerkträger mit sich kreuzenden Stützen. Diese Lösung ermöglicht weiträumige Veranstaltungsbereiche. Dazu kommen Terrassen oberhalb des Erdgeschosses, die eine Art "kollektiven Freiraum" ermöglichen. Die Baumaterialien Sichtbeton, Ziegel und Aluminium sollen das Gebäude ins städtebauliche Umfeld einpassen.
Der Neubau soll Büro- und Veranstaltungsräume für mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten. Dazu kommt ein öffentlich zugänglicher Bereich mit Räumen für Veranstaltungen und Ausstellungen, mit Bibliothek und Archiv.
Trotz des Neubaus werde, wie Dagmar Enkelmann beim Spatenstich ankündigte, ein Teil der Rosa-Luxemburg-Stiftung weiter am bisherigen, keine fünfhundert Meter entfernten Standort am Franz-Mehring-Platz verbleiben. "Künftig hat die Stiftung zwei Standorte", erklärte die Vorstandsvorsitzende.
Für den Bau habe man viele Klinken putzen müssen, erinnerte sich seinerseits das Geschäftsführende Vorstandsmitglied Florian Weis. Die ersten Pläne, dass die RLS wie alle anderen politischen Stiftungen ein eigenes Gebäude bekommen soll, datierten aus den Jahren 2009 und 2010. Ohne den Einsatz der Haushaltspolitiker der LINKEN um Gesine Lötzsch sowie den heutigen Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch, von Bundesministerien und anderer Behörden wie dem Berliner Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg wäre die Planung für das neue Gebäude nicht zustande gekommen, sagte Weis rückblickend. Er dankte in diesem Zusammenhang auch dem früheren Stiftungsvorsitzenden Heinz Vietze sowie dem ehemaligen Leiter des Bereiches Finanzen-IT-Zentrale Aufgaben, Klaus Meier, die ihrerseits wesentlich dazu beigetragen haben, dieses Projekt auf den Weg zu bringen. Auch erwähnte er den amtierenden thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow sowie Matthias Schindler, die in der frühen Phase der Bauvorbereitung Verantwortung getragen haben.
Auch Architekt Max Julius Nalleweg betonte, dass mit dem symbolischen Spatenstich nunmehr eine neue Phase beginne. "Jetzt wird gebaut!". Nalleweg schilderte, wie das Gebäude nach dem Gewinn des Wettbewerbs weiter geplant und in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung optimiert wurde. Der Architekt dankte auch der Firma Züblin Wasserbau, die nun die Gründung vornimmt. "Auch wenn wir ein Hochhaus bauen, müssen wir erst tief in den Boden und ein Fundament schaffen."
Eine weitere Besonderheit des Baus hob der Projektverantwortliche der RLS, Axel Krumrey, hervor. Als linke Einrichtung sei die Stiftung auch daran interessiert, dass es auf dem Bau "fair" zugehe. Er freue ich, dass es gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) gelungen sei, einen Ombudsmann für die Baustelle zu gewinnen. Dieser werde in regelmäßigen Abständen die Baustelle begehen und auch als Ansprechpartner für die auf dem Bau Beschäftigten fungieren.
Krumrey lud schon einmal alle, die zum Spatenstich gekommen waren, zum Richtfest ein. Wann dieses geplant sei, verriet er noch nicht. Die Fertigstellung des Gebäudes soll bis Ende 2019 erfolgen.