Mit der Finanzkrise geht die Erosion eines finanzmarktdominierten Kapitalismus einher, der die internationale Politik der letzten beiden Dekaden nachhaltig geprägt hat. Durch die Einbrüche auf den Immobilien- und Finanzmärkten, die zu einer global wirkenden Wirtschaftkrise herangewachsen sind, erlangen staatliche Interventionen und Programme eine neue Bedeutsamkeit. Folgt der gemeinhin als neoliberal skizzierten Periode des Kapitalismus nun eine Renaissance des Staates als politischer und ökonomischer Akteur? Oder ist die aktuelle Krise nicht vielmehr Ausdruck eines innerkapitalistischen Strukturbruchs, in dessen Zuge wir nicht die»Rückkehr des Staates« erleben, sondern eine Neuordnung der Beziehungen von Politik, Staat und Ökonomie?
Die Vorlesungsreihe soll aus wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Perspektive die Dimensionen der aktuellen Transformationsprozesse von Staatlichkeit analysieren und dabei den Blick auf eine mögliche Rolle des Staates nach der Finanzkrise richten. Gefragt werden soll aber auch nach den emanzipatorischen Anforderungen an staatliches Handeln, bei der Konstituierung eines an grundlegenden demokratischen und sozialen Rechten orientierten Gemeinwesens.
Die Vorlesungsreihe war eine Kooperationsveranstaltung des Zentrums für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS) am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg gemeinsam mit RLS, Ver.di und Hans-Böckler-Stiftung. Die Vorträge, gehalten zwischen dem 15. April und dem 15. Juli von Prof. Dr. Elmar Altvater (FU Berlin), Dr. Dierk Hirschel (DGB-Chefökonom), Prof. Dr. Hans-Jürgen Bieling (Universität Hamburg), Dr. Stefanie Wöhl (Universität Wien), Prof. Dr. Alex Demirovic (TU Berlin), Prof. Dr. Philipp Genschel (Jacobs University Bremen), Prof. Dr. Heiner Flassbeck (Chefökonom der UNCTAD) und Prof. Dr. Werner Goldschmidt (ZÖSS / Universität Hamburg) sind als Videomitschnitt dokumentiert.