Nachricht | Parteien- / Bewegungsgeschichte Druckerzeugnisse der amerikanischen Neuen Linken

Reich illustrierter Band neu erschienen

Information

Dieses reichhaltig illustrierte Buch berichtet über die Druckerzeugnisse der radikalen Linken in den USA der 1970er Jahre. Dabei werden, meist durch ZeitzeugInnen, auch Themen, Bewegungen und Organisationen dieses Jahrzehnt näher vorgestellt.

Das erst 2011 gegründete Interference Archive in New York sammelt alle Erzeugnisse aus den diversen antagonistischen und sozialen Bewegungen und künstlerischen Subkulturen (Punk, DIY usw.). Finally Got the News entstand im Zusammenhang einer dort gezeigten Ausstellung. Das Buch lebt von den über 200 enthaltenen Abbildungen, die originalgetreu in Schwarz-Weiß und in Farbe reproduziert werden. Die Periodika und Broschüren wurden oftmals mit Schreibmaschine geschrieben, die Überschriften sind von Hand gestaltet, und wirken heute schlicht, und teilweise, dilettantisch. Aber so waren die Möglichkeiten, bevor es Internet, Computer oder auch nur Desktop Publishing gab. Optisch dominiert die klassische, anscheinend weltweit verbreitet Bildsprache: Fäuste, Fahnen, protestierende Menschenmassen und handgemalte Illustrationen.

Thematisch geht es bei den Zeitschriften und den zwölf eher kurzen und oft autobiographisch grundierten Textbeiträgen um die ganze Breite der Organisationen und Parteien der neuen kommunistischen Bewegung (also weniger um die alternativen Themen): Die radikale ArbeiterInnenbewegung, die Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung, die antikoloniale Solidarität mit dem globalen Süden (damals „Dritte Welt“ genannt“) oder um den Kampf gegen die Polizei, gegen Gefängnisse und um die Solidarität mit sozialen und politischen Gefangenen. Weiter werden einzelne Kampagnen oder Jahrestage näher beleuchtet, etwa der 1. Mai, der Frauentag am 8. März oder der African Liberation Day.

Aus der amerikanischen Geschichte resultierend spielten in den Kämpfen und Bewegungen der Rassismus und die Frage der Befreiung oder auch der Selbstbestimmung und auch des Selbstbewusstseins von native, black und hispanic americans eine große Rolle, die sich auch im Buch gut widerspiegelt. Frauen, so wird es in mehreren Texten genannt, spielten eine große Rolle. Die meisten der damals propagierten politischen Sichtweisen und Theorien waren, insofern es um Kapitalismus und Imperialismus ging, vom chinesischen Maoismus oder vom Trotzkismus inspiriert und wirken heute seltsam altbacken. Im Themenfeld „Antirassismus“, das mit Kapitalismus und Kolonialismus verschränkt ist, ist das etwas anders. Die meisten damals benannten Probleme, etwa Armut und Rassismus, sind heute aber immer noch sehr aktuell.

Was nun genau das im Titel des Buches genannte „gedruckte Erbe“ oder „Vermächtnis“ sein soll, bleibt aber auch nach der Lektüre eines langen virtuellen Roundtable-Interviewgespräches mit 19 ZeitzeugInnen am Ende des Buches unklar. Die unwillkürlich bei diesem Jahrzehnt große Anzahl an Organisationsnamen und (dazugehörigen) Abkürzungen wird in einem Glossar zusammengefasst.

Brad Duncan/Interference Archive (Hrsg.): Finally Got the News. The Printed Legacy of the US Radical Left 1970-1979, CommonNotions, New York 2017, ISBN 9781942173069, 27,95 USD