Nachricht | Ausgabe 57 der «Mitteilungen» erschienen

Halbjährlich ein buntes Mosaik zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Bibliothek der RLS, CC BY 1.0, Albert Scharenberg

Seit fast 30 Jahren ist der Förderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung e. V. bestrebt, Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung geschlossen zu erhalten, sie systematisch zu ergänzen und ihre Existenz und Bedeutung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit Beginn der Tätigkeit des Vereins werden halbjährlich die sog. «Mitteilungen» herausgegeben und an die Mitglieder versendet. Das neue Heft bietet in bewährter Weise und in hoher Qualität eine vielfältige Mischung aus Forschungsergebnissen, Veröffentlichung von Dokumenten, Berichte über Veranstaltungen und Hinweise auf wichtige einschlägige Neuerscheinungen.

Unter dem Titel «Arbeitergeschichte im Keller» berichtet Silke Neunsinger über die eng miteinander verflochtene Geschichte der Archive der Arbeiterbewegung in Schweden, Norwegen und Dänemark sowie über analoge Archive in Finnland und Island. Mit Rainer Holzes Beitrag über das APO-Archiv im Universitätsarchiv der FU Berlin wird eine wichtige Quelle zur Erforschung der neueren Geschichte vorgestellt. Nicht ohne Schmunzeln liest man den von Eckhard Müller aufgefundenen Bericht August Bebels über Auseinandersetzungen mit den Lassalleanern im Jahre 1870, bei denen es sogar zu Handgreiflichkeiten kam. Über ein wenig bekanntes Kapitel internationaler Solidarität informiert Erwin Lewin in seinem mit Dokumenten angereicherten Beitrag über die Rettung jüdischer Flüchtlinge in Albanien während des Zweiten Weltkriegs. Interessante Ergebnisse verspricht das im Heft vorgestellte Promotionsprojekt «Eduard Bernstein». In der Kurzfassung von Ottokar Lubans Vortrag in der Vortragsreihe des Förderkreises findet der Leser interessante Details zu der von Holland aus betriebenen sozialdemokratischen Agitation Wilhelm Piecks und Carl Minsters während des I. Weltkriegs, bei der es sogar zur Zusammenarbeit mit dem französischen Geheimdienst kam.

Erwähnt sei noch der Abschnitt Personalien. Günter Benser und Holger Czitrich-Stahl würdigen die Tätigkeit des am 26. Februar 2020 verstorbenen, ehemaligen Vorsitzenden des Förderkreises Rainer Zilkenat und mit dem Gruß an Rainer Holze zum 80. Geburtstag verbindet Czitrich-Stahl den Dank für dessen unermüdliche Tätigkeit im Dienste des Förderkreises und seiner Zeitschrift. Eine Ergänzung dieser Rubrik bildet das von Czitrich-Stahl und Rainer Holze geführte Interview mit dem durch viele Publikationen zur Zeitgeschichte bekannt gewordenen Siegfried Prokop. Aus dem Rezensionsteil seien hier nur zwei wichtige Publikationen zur DDR-Geschichte hervorgehoben: Gerd Dietrichs «Kulturgeschichte der DDR» (Rezension von Benser) und Eberhard Aurichs «Zusammenbruch» (Rezension von Kurt Wernicke). Diese kurze Vorstellung des Heftes mögen den Lesewert und die Vielfalt einer Publikation belegen, deren Titel 'Mitteilungen' diesen Werten kaum gerecht wird.

Weitere Informationen auf der Website des Vereins. Dort sind auch einige Ausgaben frei zugänglich. Einzelbestellungen gegen 3 EUR plus Porto. Der Verein freut sich auch über neue Mitglieder.

Heinz Sommer

Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 57/März 2020, 72. Seiten. Bezug: d.goldbeck(ätt)web.de

Hinweis: In Heft 56 der Mitteilungen des Förderkreises wurde die Bibliothek der RLS vorgestellt (zum Text).