Rüdiger Gerlach, Zeithistorische Forschung Potsdam, berichtet auf HSozuKult über die vom Zentrum für Zeithistorische Forschung am 17 und 18.12.2009 in Potsadam veranstaltete Tagung
Wandlungen der Industriemoderne. Das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts in epochenuebergreifender Perspektive.
Gerlach schreibt: "In den letzten Jahren fand das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts in der Geschichtswissenschaft immer mehr Aufmerksamkeit. Dabei steht auch die Frage im Raum, wo der historische Ort dieses Zeitraums liege. Diesem Problem wandte sich die Arbeitstagung "Wandlungen der Industriemoderne. Das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts in epochenübergreifender Perspektive" zu, die am 17. und 18. Dezember 2009 am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam stattfand. Der Organisator der Tagung ANDRÉ STEINER (Potsdam) erläuterte einleitend, dass es zweckmäßig sei, eine epochen- und disziplinenübergreifende Perspektive einzunehmen, um die in diesem Zeitraum zu beobachtenden Prozesse historisch zu verorten. Die Ausgangsthese sei, dass die systemübergreifende Strukturkrise des letzten Drittels des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der dritten Industriellen Revolution zu sehen sei. Es stelle sich dann aber die Frage, ob es sich um den Ausbruch aus den Koordinaten des Industriezeitalters, oder lediglich um einen neuen Entwicklungsschub der Industriemoderne handele. Im Rahmen der Veranstaltung solle versucht werden diese Fragen, für verschiedene Problemfelder zu beantworten.
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André Steiner schloss mit einem kurzen Resümee, in dem er bedauernd darauf verwies, dass bei der Tagung auf Grund mehrerer krankheitsbedingter Absagen von Referenten zwar nicht die thematische Breite erreicht werden konnte, wie sie angestrebt war. Im Ergebnis der hier vorgestellten Betrachtungen könne aber davon ausgegangen werden, dass das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts mehr durch Kontinuität denn durch einen Bruch gekennzeichnet ist. Dennoch vervielfachte sich die Komplexität gesellschaftlicher Entwicklungen in diesem Zeitraum, worauf mit einer weiter voranschreitenden Universalisierung von
Marktverhältnissen - die aber in bestimmten Lebensbereichen zugleich hinterfragt wurde - und parallel mit neuen Paradigmen, wie dem "aktivierenden Sozialstaat" oder der "sicheren Unsicherheit" reagiert wurde. Brüche waren in erster Linie in der veränderten Selbstwahrnehmung und Selbstbeschreibung und nicht so sehr in den Strukturen zu beobachten. Erst ab der Mitte der 1990er-Jahre könne eine Beschleunigung des Strukturwandels festgestellt werden. Auffällig sei allerdings, dass in dieser Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen der Begriff der
Industriemoderne immer weniger greife. Hier müsste ein neuer Terminus gefunden werden."