Pressemeldung | Gleichwertige Lebensverhältnisse?

Aktuelle Studie zur Entwicklung ländlicher Räume in Hessen.

Unterfinanzierung, Verschuldung und Investitionsstau sind die zentralen Probleme der Kommunen im ländlichen Raum Hessens. Das geht aus der jetzt veröffentlichten Studie "Gleichwertige Lebensverhältnisse? Zur Entwicklung ländlicher Räume in Hessen" (https://www.rosalux.de/publikation/id/43387) im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung hervor.

"Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land sind ein durch und durch linkes Thema. Ihnen liegt die Forderung nach Gleichheit und Gerechtigkeit zugrunde: Menschen müssen die Möglichkeit haben, selbst und frei zu entscheiden, ob sie in ihrer angestammten Umgebung bleiben wollen oder in einen Ballungsraum ziehen. Diese Entscheidung darf nicht davon abhängig sein, dass viele Dörfer keinen Anschluss mehr an den öffentlichen Nahverkehr haben, es an ortsnahen Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, einem schnellen Internet und einer ausreichenden ärztlichen Versorgung fehlt. Ebenso wie es nicht sein darf, dass wegen hoher Mieten der Umzug in eine Metropole nicht möglich ist", sagt Dagmar Enkelmann, Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Obwohl die unterschiedlichen Bedingungen in den sozialen Räumen in der Landespolitik an Bedeutung gewinnen, bleiben die strukturellen Ursachen weitgehend unverändert.

"Hierzu gehört die unzureichende finanzielle Grundausstattung vieler Kommunen, denen trotz diverser Sonder- und Entschuldungsprogramme und einer ausgeweiteten projektorientierten Förderpolitik weiterhin die Mittel fehlen, gute Lebensverhältnisse für alle Menschen sicherzustellen und sozialen Spaltungen entgegenzuwirken", heißt es in der Arbeit eines Wissenschaftlerteams um die Professoren Bernd Belina und Matthias Naumann.

Laut der Studie ist Hessen von einem deutlichen Gefälle zwischen der urbanisierten Rhein-Main-Region und tendenziell peripherisierten Landesteilen gekennzeichnet. Dörfer und Kleinstädte in der Rhein-Main-Region stehen sozioökonomisch tendenziell deutlich besser da und haben mehr Infrastrukturen als kleine Siedlungen im Rest des Landes.

"In Hessen etwa leben mehr als 80 Prozent der Bevölkerung in urbanen Räumen. Bei diesem Thema handelt es sich also keineswegs um ein rein 'ostdeutsches Phänomen'. Die Politik muss sich den Herausforderungen auch in westdeutschen Bundesländern stellen", sagt Dieter Storck, Vorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Hessen.
Für die Studie wurden unter anderem Siedlungsstruktur, Wohlstandsverteilung sowie die Versorgung mit Ärzt*innen und Schulen in den ländlichen Räumen Hessens untersucht.

Jannine Hamilton
Presse / Rosa-Luxemburg-Stiftung
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