Heute erfuhr ich die traurige Nachricht vom Tod des Journalisten Dieter Gräbner.
Dieter Gräbner war mir als Stadtredakteur der Saarbrücker Zeitung für Saarbrücken seit den 90er Jahren bekannt, oder gesagt: geläufig. Erst nach seiner Pensionierung führte uns beiderseitiges Interesse zusammen.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie Dieter im Jahr 2008 sich die Ausstellung über den Antifaschisten Josef Wagner (1897-1943) aus Lockweiler in unserem Regionalbüro ansah. Tief bewegt von dem dort Erfahrenden, reifte spontan in ihm die Idee, aus dem Leben und Sterben des Bergmanns ein Buch zu machen. Ursprünglich mit meinem Vater Luitwin Bies angedacht, der allerdings verstarb, musste ich „einspringen“. Dieter wollte unbedingt weitermachen. Er besuchte Josef Wagners Tochter Maria Jacottet-Wagner in Südfrankreich. Mir oblag es aus dem Nachlass meines Vaters nach den wichtigen Dokumenten im Fall Wagner zu schauen, nach Fotos zu recherchieren und die einzelnen Kapitel kritisch zu lesen. Heraus kam „Ich sterbe ruhig und mutig“, ein sehr einfühlsames Porträt, mit dem mich Dieter sehr überraschte, war ich doch zugegebenermaßen anfangs sehr skeptisch, ob seiner früheren Tätigkeit bei der eher konservativen Presse.
Mit der Zeit erzählte er mir von seinem manchmal beschwerlichen Lebensweg. Er entging als kleiner Junge nur knapp den Bombentod in Dresden. Ein prägendes Ereignis, das ein Stückweit sein späteres Engagement erklärt. Denn mit dem Alter brachte er scheinbar immer weniger Toleranz auf gegen Ungerechtigkeiten. Als 2012/2013 in Völklingen die Auseinandersetzungen um den ehemaligen Kriegsverbrecher Hermann Röchling tobten, fasste er den Entschluss, sich mit dem Phänomen des Industriellen auseinanderzusetzen. Sein „Wer war Hermann Röchling?“ öffnete Dieter vielen Saarländer*innen die Augen über den Hüttenbaron. Denn durch sein Renommee als SZ-Journalist, war er der „linksradikalen Hetze“ gegen den ach so "mildtätigen" Röchling unverdächtig.
Noch häufig sprachen wir über weitere Projekte und ich half wo ich konnte. So nahm er sich den Hartz IV-Schicksalen an, reiste durch die Bundesrepublik, führte Interviews, schonte sich und sein Umfeld nicht. Denn wie gesagt: er kämpfte gegen Ungerechtigkeiten, fühlte mit. Vielleicht sagte er sich, dass es auch ihm hätte passieren können, einfach schuldlos „unter die Räder“ zu kommen.
Das Ausbrechen einer schweren Krankheit verhinderte weitere Projekte.
Mit Dieter Gräbner verliert das Saarland einen wichtigen und engagierten Journalisten, wie es sie leider nicht viele gibt. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie.
Patric Bies, Regionalmitarbeiter