Nachricht | Wir bringen die Bohnen zurück!

Mitmachen beim Comeback der Sorten "Ruhm des Vorgebirges" und "Phänomen"

Stangenbohnen gehören, wie Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, Kichererbsen zu den essbaren Hülsenfrüchten. Während es in den letzten Jahren gelang Linsen und Erbsen im Saarland wieder heimisch zu machen, so dass sie auf Feldern und in den Küchen ein furioses Comeback feiern, führt der Anbau von Stangenbohnen noch ein Schattendasein.


Zu Unrecht, denn Stangenbohnen sind beliebte grüne Vitaminträger für leckere sommerliche Suppen und herzhafte Eintöpfe sowie in Salaten oder als Gemüsebeilage. Aber auch ausgereift weisen Stangenbohnen einen hohen Proteingehalt auf. Nicht zu vergessen sind ihre Fähigkeiten zur Fermentation (Saure Bohnen) oder zum Einwecken. Ihre Vielseitigkeit machte sie zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel unserer Vorfahren.
Die zur Familie der Schmetterlingsblütler gehörenden Bohnen, können eine breite Palette an Farben und Zeichnungen aufweisen. Ursprünglich in Mittelamerika beheimatet, kultivierte man sie seit dem 16. Jahrhundert in Europa. Werden die einjährigen und bis zu 3 Meter hohen Stangenbohnen im Garten richtig gepflegt, lassen sich mit ihnen gute Erträge erzielen.


Sicherlich war es die Summe ihrer vielen positiven Eigenschaften, warum man in Lautzkirchen – heute ein Ortsteil von Blieskastel – seit dem 18. Jahrhundert auf den Stangenanbau setzte. So sehr, dass Blieskastel-Lautzkirchen ein weithin bekanntes „Bohnendorf“ war, in dem tausende von Bohnenstangen das Ortsbild bestimmten. Sogar mit festlichen Umzügen und in Liedern verehrte man die Bohnen.
„Es gab Bohnen-Pflanzer, die über 2.000 Stöcke ihr Eigentum nannten. In guten Jahren wurden in einer Woche bis zu 400 Zentner Bohnen aus Lautzkirchen auf die Märkte gebracht“, berichtete später ein Zeitzeuge. Leider sind diese kulinarische Geschichte, wie die ganze „Bohnenkultur“ längst Vergangenheit. Dass Ende des Bohnenanbaus hatte wirtschaftliche und soziale Gründe. Arbeit in der Industrie und Gewerbe war deutlich besser bezahlt als in der Landwirtschaft. Sein Erliegen erfolgte zu einem Zeitpunkt, bei dem mehr und mehr industriell erzeugte Nahrungsmittel Einzug in alle Lebensbereiche und Haushalte fand. Der lokale Bohnenanbau hatte auch nie die Größe, um in eine automatisierte und durchrationalisierte Produktion mit gleichbleibenden Qualitäten einzusteigen. So kamen in Lautzkirchen auch keine genormten Sorten – eine Vorbedingung für billige, agroindustrielle Herstellung – zum Einsatz.


Dank findiger Historiker kennen wir wenigstens die alten Sorten. Darunter sind die „Feuerbohne“, „Phenix“ und „Ruhm vom Vorgebirge“. Letztere stammte ursprünglich aus der Gegend um Bonn und blieb Dank der Saatgutvermehrer um den Dreschflegel-Versand erhalten.


„Essen und nicht vergessen"
2020 haben wir mit Unterstützung von Slowfood-Saarland und Bliesgau-Ölmühle, geringe Mengen dieser kaum mehr gehandelten Sorte geordert und an etwa zwei Dutzend Akteure verteilt, damit diese typische Kulturpflanze des Bliesgau‘s durch Vermehrung erhalten bleibt.
Natürlich dienten viele geerntete Bohnen als Grundlage für saarlandtypische Bohnensuppen. Denn unser Motto lautet „Essen und nicht vergessen“, denn nur durchs Vermehren und Anschauen lassen sich Sortenvielfalt nicht sicherstellen. Sondern durch Genuss und Verantwortung. Dennoch waren die Erträge so günstig, dass wir 2021 mit der Vermehrung mit „Ruhm vom Vorgebirge“ weitermachen können. Ziel ist es den traditionellen Bohnenanbau im Saarland mit „Großmutters-Sorten“ wieder aufleben zu lassen und so einen Beitrag zur Ernährungssouveränität, verbunden mit dem Erhalt von regionaler Esskultur zu leisten.
Dieses Jahr bereiten wir mit „Phänomen“ den großflächigen Anbau einer weiteren Sorte vor. „Phänomen“ hat Saatgut-Aktivistin Nicole Schuh, Dank detektivischer Suche bei einer Saatenbank in Prag entdeckt.
Wer einen Garten sein Eigen nennt und bei der Bohnenaktion bzw. im Saatgut-Netzwerk mitmachen möchte oder Fragen hat, wendet sich bitte an:

Patric Bies, Email: imandt@web.de oder Tel. 0160-95209435