Vom 17. bis zum 23. September 1991 griffen im ostsächsischen Hoyerswerda Neonazis gemeinsam mit Anwohner*innen zwei Wohnheime von Vertragsarbeiter*innen und Asylsuchenden an. Bis zu 500 Menschen beteiligten sich an den pogromartigen Ausschreitungen, in deren Verlauf nahezu alle Betroffenen aus der Stadt evakuiert wurden, weil ihr weiterer Schutz nicht mehr gewährleistet war.
Unter dem Beifall von Schaulustigen wurden die Angegriffenen in Bussen auf Wohnunterkünfte in anderen sächsischen Orten verteilt – viele der Vertragsarbeiter*innen direkt nach Mosambik ausgewiesen. Die Bilder der Ausschreitungen stehen bis heute symbolisch für die bundesweite Angriffswelle gegen Asylsuchende und Migrant*innen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung.
Auf der Onlineplattform www.hoyerswerda-1991.de erhalten Interessierte die Möglichkeit, sich umfassend und aus verschiedenen Blickwinkeln über die Angriffe vom Herbst 1991, ihre Vorgeschichte und ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart zu informieren. In Videointerviews kommen Betroffene und Zeitzeug*innen zu Wort, die ihre Sicht auf die damaligen Ereignisse schildern und aus heutiger Perspektive reflektieren. Zahlreiche Originalquellen und Hintergrundtexte versuchen das damalige Geschehen zu kontextualisieren.
Das Web-Projekt wurde im Rahmen des 25ten Jahrestages der Angriffe im Jahr 2016 von der Initiative «Pogrom 91» sowie der «out of focus»- Videowerkstatt realisiert und seither stetig erweitert. Mit der Umsetzung sollte ein digitaler Dokumentations- und Erinnerungsort entstehen, der die Perspektive der Betroffenen stärker als bisher in den Vordergrund rückt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.