Die Märzkämpfe in Mitteldeutschland 1921 sind ein herausragendes Beispiel für politische Fehleinschätzungen, Ignoranz und Verantwortungslosigkeit. Das „putschistische Abenteuer“ mündete in eine desaströse Niederlage der Arbeiter*bewegung. „Noch nie“, schrieb der vormalige Vorsitzende der KPD, Paul Levi, „war das Mißtrauen, um kein stärkeres Wort zu gebrauchen, der deutschen Arbeiter gegen die Kommunisten so stark wie heute“. Da in der KPD-Führung niemand die politische Verantwortung für das Desaster übernehmen wollte, machte Levi seine Kritik an der Partei in einer Broschüre öffentlich, freilich ohne Namen zu nennen oder Details preiszugeben. Auf Betreiben der Komintern wurde Levi daraufhin aus der KPD ausgeschlossen – nicht, weil es substantielle Einwände gegen seine Analyse gegeben hätte, sondern wegen „Disziplinlosigkeit“, weil er sich nicht dem Führungsanspruch der Komintern untergeordnet hatte. „Levi hat den Kopf verloren. Er war allerdings der einzige in Deutschland, der einen zu verlieren hatte,“ merkte Lenin an.
Heute ist Levi innerhalb der deutschen Linken kaum noch ein Begriff. Michael Krätke hat ihn in einer biographischen Skizze gewürdigt, die soeben in dem von ihm mitherausgegebenen Sammelband erschienen ist. Wir bedanken uns für die Erlaubnis einer erneuten Publikation.
Michael R. Krätke/Max Reinhardt/Thilo Scholle/Stefan Stache (Hrsg.), SPD-Linke zwischen Revolution, linken Bewegungen und radikalem Reformismus. Siehe Anlage | Linker Aufbruch in Geschichte und Biografien. Dortmund 2021. S. 182-187.