„Ich habe verdammt Lust, glücklich zu sein“ schrieb Rosa Luxemburg 1898 an ihren politischen Mitstreiter und Geliebten Leo Jogiches. Dieses Zitat spricht für Rosa Luxemburgs unbändigen Gestaltungswillen und die Überzeugung, dass weder die gesellschaftlichen Verhältnisse noch das persönliche Glück dem Schicksal überlassen werden sollten. Und so wurde dieser Ausspruch zum Motto einer Festveranstaltung, mit der die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg ihr 30-jähriges Bestehen und den 150. Geburtstag ihrer Namensgeberin im Spartacus auf dem freiLand-Gelände feierte.
In einer Gesprächsrunde über Rosa Luxemburg und linke politische Bildung erinnerte sich der erste Vorsitzende des Vereins (1991-1996), Dieter Wollenberg, an den damaligen Wunsch, die Deutung der DDR-Geschichte selbst mitgestalten und die Idee eines demokratischen Sozialismus bewahren zu wollen. Dagmar Enkelmann, Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, betonte, dass die parteinahe Stiftung ein Forum für Debatten seien könne, die in der Partei kontrovers geführt oder Tabu-behaftet verdrängt werden. Die Bedeutung der politischen Bildung in den metropolfernen Regionen wurde in dem Beitrag von Gerd-Rüdiger Hoffmann deutlich, der bereits zur Zeit der Gründung des Vereins die politische Bildungsarbeit in der Lausitz gestaltete. Der jetzige Vorsitzende, Steffen Kludt, berichtete von seiner damaligen Motivation, als er 2006 während seines Geschichtsstudium zur RLS Brandenburg fand. Durch seinen Gestaltungsdrang in der Politischen Bildung fand er letztlich auch den Weg zum Engagement in der Partei DIE LINKE. Achim Trautvetter, Geschäftsführer der Trägergesellschaft des freiLand, schlug schließlich noch eine Brücke zwischen den Generationen, indem er auf die Geschichte des Spartacus-Clubs einging, der seine Anfänge als Arbeiterjugendclub in den frühen 80er Jahren in der DDR hatte und später im freiLand ein neues Zuhause gefunden hatte. Außerdem betonte er mit Bezug auf das Motto der Gesprächsrunde, wie wichtig der Spagat zwischen „Hedonismus und politischer Kultur“ sei, denn viele junge Menschen politisieren sich erst durch die gemeinsame Gestaltung von Freiräumen, die man ihnen bietet. Gemeinsame Selbstorganisation als Prozess politischer Bildung zu begreifen, wäre sicher ganz im Sinne Rosa Luxemburgs.
In der szenisch-musikalischen Lesung „Blumen-Liebe-Revolution“ verkörperte die Schauspielerin Alrun Herbig – begleitet von Oksana Weingart am Klavier – den Facettenreichtum der Persönlichkeit von Rosa Luxemburg. Die Aktualität Rosa Luxemburgs für aktuelle politische Debatten drängte sich regelrecht auf: wenn sie in ihrer Rede an die Genossen feststellt, dass „die Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungskrieg wie eine Seifenblase zerplatzt“, oder wenn sie fordert, dass es „nicht genüge, einen Stimmzettel abzugeben“, sondern „die Schwerkraft der sozialdemokratischen Politik in die Massen verlegt werden“ müsse. Auch die romantisch-verliebte Rosa Luxemburg und die begeisterte Botanikerin kamen zu Wort. So bot sich ein differenziertes Bild dieser interessanten Persönlichkeit.
Die Veranstaltung zeigte, dass Rosa Luxemburg viele Anknüpfungspunkte für aktuelle politische Auseinandersetzungen bietet, dass diese Auseinandersetzungen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung ihren Platz haben und dass wir dabei, das Streben nach Glück nicht aus dem Auge verlieren sollten. Denn schließlich hat jede*r das gleiche Recht, glücklich zu sein – egal, wo auf dieser Welt.