Nachricht | Rosa-Luxemburg-Stiftung Clips für eine andere Welt

Stiftung unterstützt Sozialforen von der ersten Stunde an. Episode 9 von Silke Veth.

Im südbrasilianischen Porto Alegre findet das erste Weltsozialforum (WSF) statt. Es entwickelt sich über die Jahre zum größten Treffen der Zivilgesellschaft. Begeistert vom neuen Politikansatz bringt sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung von der ersten Stunde ein.

Eine andere Welt ist möglich – dieser Überzeugung haben sich mittlerweile Millionen Menschen angeschlossen. Die radikale Kritik am Neoliberalismus und an bisherigen Politikformen, die Idee einer neuen Form globaler Organisierung sowie die Vorstellung des offenen Raums, in dem «Lernen neu gelernt wird», ließen schnell weltweit lokale, regionale und polyzentrale Sozialforen entstehen. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist über das europäische Netzwerk Transform! im Internationalen Rat des WSF vertreten und hat immer wieder den Prozess durch Diskussionsangebote begleitet, zum Beispiel im Jahr 2004 mit der Publikation «Eine andere Welt – Das Sozialforum». Jüngst titelte die Ausgabe 06/2010 des Transform!-Magazins: Porto Alegre – Zehn Jahre danach. Auch in den aktuellen Heften der Stiftungszeitschrift «LuXemburg» sind die derzeitigen Konflikte um die Zukunft des Sozialforumsprozesses immer wieder Thema.
Das erste Weltsozialforum außerhalb Brasilien im Jahr 2004 in Mumbai rückte neue Themen wie die Kämpfe von Marginalisierten und das Recht auf Wasser in den Fokus. Die Stiftung begleitete das Treffen unter anderem mit der Kamera. Am ersten WSF in Afrika vor drei Jahren in Nairobi beteiligte sie sich mit Aktivitäten zu gewerkschaftlichen Alternativen, zur «Rolle Afrikas in der politischen Ökonomie des neuen Imperialismus» sowie zu Strategien des Widerstands gegen die Privatisierung von Wasser. Im Zeichen dezentraler Aktionswochen stand das Forum ein Jahr später. Als Beitrag zum «Global Action Day» erstellte die Stiftung die DVD «Cochabamba meets Berlin» mit rund 50 Videoclips über Aktionen lokaler und globaler Bewegungen, darunter zu Militarisierung, Migration oder Landwirtschaft. Im Januar 2008 lud sie zur Diskussion in die Volksbühne nach Berlin. Ziel des Medienprojekts war es, sich durch die immer wieder neue Kombination der Clips der Frage nach Zusammenhängen von Lebensverhältnissen von Menschen weltweit zu nähern.
Auch zur Entwicklung der Europäischen Sozialforen (ESF) seit 2002 in Florenz und der drei Sozialforen in Deutschland – in Erfurt, Cottbus und zuletzt im vergangenen Herbst im wendländischen Hitz­acker – hat die Stiftung ihren Teil beigetragen. Krieg und Frieden, Gender, Privatisierung und ihre Folgen, Gemeingüter sowie Demokratie und Kommunalpolitik waren ihre Themen. Mit einer starken Anti-Kriegs-Positionierung waren wir 2003 beim ESF in Paris präsent. Jüngstes Beispiel des Engagements war das ESF im Sommer 2010 in Istanbul. Gerade diese Stadt war ein geeigneter Ort, um AktivistInnen aus Osteuropa zu beteiligen und Europa anders zu denken. Dieses ESF wurde durch vielfältige Bildungsangebote in Deutschland vorbereitet. So lud die Stiftung im Frühjahr türkische AktivistInnen in die Werkstatt der Kulturen ein. Obwohl der Sozialforumsprozess immer wieder am Scheideweg steht, die Breite der Bewegung und die Vielfalt der Debatten den Charme des Neuen verloren haben, bleibt die Idee der Sozialforen ohne Alternative für die Entwicklung linker Bewegungen – weltweit.

SILKE VETH IST REFERENTIN FÜR INTERNATIONALE POLITIK UND SOZIALE BEWEGUNGEN IN DER ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG