Dokumentation Klimakrise - Tesla - Straussee: wie düster sieht der grüne Kapitalismus aus?

Bericht von einer Veranstaltung in Strausberg in Kooperation mit horte

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Vortrag und Diskussion am 5. November 2022 in der Aula der Anne-Frank-Oberschule Stausberg

mit

  • Valeria Bruschi hat Philosophie studiert und ist seit 2008 in der politischen Bildungsarbeit zu den Themen rund um die Kritik der politischen Ökonomie tätig. Sie ist Mitautorin des Bildungsmaterials „Polylux Marx“ und unterrichtet zudem in Berlin Deutsch für Migrant:innen und Asylbewerber:innen. Sie ist Mitherausgeberin des Buches „Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik“.
  • Steffen Schorcht hat Medizintechnik und Biokybernetik an der TH Ilmenau studiert. Er ist als Vertreter des Ortsvereins Karutzhöhe e.V. seit fast 20 Jahre Verfahrensbeteiligter bei der Neufestsetzung des Wasserschutzgebietes Erkner-Neu Zittau, in dem die Tesla-Fabrik errichtet wird. Er ist Mitglied der Bürgerinitiative Grünheide, des NABU und der Grünen Liga sowie der gemeinsamen Arbeitsgruppe Tesla der Naturschutzverbände Brandenburgs.
  • und sachkundigen Einwohner*innen des Klimaausschusses Strausberg

Veranstaltungsbericht von Renate Adolph

„Die Natur hat genauso viel Recht wie der Mensch. Die Natur ermöglicht es, dass wir atmen können“, sagt ein Teilnehmer. Und die Philosophin, Valeria Buschi, benennt gleich zu Beginn des Diskussionsabends den Zusammenhang zwischen „Klimakrise – Tesla – Straussee“: „Die Ursachen all unserer Krisen sind in der kapitalistischen Wirtschaft zu sehen. Der Wachstumszwang zur Profitmaximierung widerspricht dem nachhaltigen Umgang mit der Natur. Es geht um Konkurrenz statt um Kooperation. Riesige Warenberge landen beispielsweise auf dem Müll.“

Um sich darüber auszutauschen, wie das politische und wirtschaftliche System neu gedacht werden könnte, um gegen die ökologischen Verwerfungen radikal angehen zu können, sind zahlreiche engagierte Mitglieder von Bürgerinitiativen und des Klimaausschusses der Stadt Strausberg sowie interessierte Einwohner*innen, darunter viele Jugendliche, zu dem Meinungsaustausch der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. und horte - alternatives Jugendprojekt 1260 e. V. Anfang November in Strausberg zusammengekommen.

Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide zeigt am Beispiel der Tesla-Gigafactory, dass einzelne Maßnahmen des sogenannten Green New Deals nur eine neue und „grüne“ Ausgestaltung des kapitalistischen Systems, aber gerade nicht nachhaltig seien. Die Klimakrise werde mit den sogenannten ökologischen Autos nur verlangsamt, aber nicht aufgehalten. Denn auch hier würden Naturressourcen ausgebeutet, die Umwelt verseucht und Treibhausgase ausgestoßen, so der Klimaaktivist.

Arbeitsplätze für Erneuerbaren Energien seien zu Zehntausenden in den zurückliegenden Jahren abgebaut worden. Tausende neue Arbeiter*innen kommen nun in Verkehrsströmen zu Tesla und beanspruchten mehr Energie. Die Produktion selbst brauche große Mengen an Elektroenergie, Erdgas und Wasser. Die Ressource Grundwasser sei aber ein großes Problem für die Region. Weitere Produktionsstätten sollen zudem in Wasserschutzgebieten entstehen. Es würden mehr Kunststoffe für die Autos benötigt. Toxisches Lithium würde in den Akkus verwendet. Recycling der Batterien sei schädlich usw. Dennoch sei die E-Mobilität besser als die herkömmlichen Verbrenner, aber keineswegs die Lösung der ökologischen Frage.

Um die Natur wieder herzustellen seien radikale Lösungen wie die Verringerung des Verbrauchs an Flächen, Energien und Ressourcen entscheidend, fügt Valeria Buschi ein.

Diskutant*innen werben für lokale Wirtschaftskreisläufe. Wasser müsse in der Region gehalten werden. Dazu könnten Kleinkläranlagen beitragen. Wasser- und Energieversorgung – generell die Daseinsvorsorge gehörten in öffentliche Hand.

In Brandenburg gäbe es seit Jahren keine Grundwasserneubildung mehr. Der sinkende Wasserstand des Straussees sei ein generelles Problem und auch in vielen anderen Seen in Brandenburg zu beobachten. Doch die Politik reagiere zu langsam und müsse mobilisiert werden.