Am 10. April 2023 jährt sich der 110. Geburtstag von Stefan Heym. Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Literaten und einer der bedeutendsten Schriftsteller der DDR. In Kooperation mit der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft würdigt die Rosa-Luxemburg-Stiftung das Jubiläum mit einer Ausstellung und mehreren Veranstaltungen. Als Kuratorin konnte die Literaturwissenschaftlerin Dr. Therese Hörnigk gewonnen werden.
Die 28 Schautafeln präsentieren das vielfältige literarische Werk des Autors von historischen und zeitkritischen Romanen über Gedichte, Erzählungen, Reden und Essays bis hin zu Märchen und verdeutlichen, wie sich der Künstler als kritischer Sozialist durch alle historischen Wenden hindurch treu geblieben ist und sich in die gesellschaftlichen Gegebenheiten eingemischt hat. Heyms umfangreiches und vielgestaltiges Werk wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Zeitlebens haben ihn Themenfelder wie Antifaschismus, Demokratie und Sozialismus, die Geschichte der Arbeiterbewegung sowie gesellschaftliche Einflussmöglichkeiten von Schriftsteller*innen in einer sich medial rasch wandelnden Welt vorrangig interessiert.
"Er war ein Oppositioneller auf Lebenszeit", so die Geschäftsführerin der Rosa-Luxemburg-Stiftung Daniela Trochowski. Sie erinnert an seine Rede 1994 als Alterspräsident des Deutschen Bundestages und die demonstrative Ablehnung durch die Mehrheit der Abgeordneten. "Stefan Heym redete über Toleranz und gegenseitiges Verständnis und die Mehrheit der Abgeordneten verweigerte ihm den Applaus. Ich hoffe, es ist den damals Anwesenden noch heute peinlich", so Trochowski.
Heym selbst verstand sich als Erzähler und Publizist, als "rigoroser Wahrheitsvermesser"[1], der auf die impulsgebende Kraft des Wortes setzte, um die Wirklichkeit transparenter zu machen. Mit seiner scharfzüngigen Publizistik hat er die jeweiligen aktuellen gesellschaftlichen Diskurse begleitet und sich kontinuierlich eingemischt, zuweilen unter dem Motto, dass es notwendig ist, "zu rufen, auch wenn es scheint, als ob nichts als Wüste um einen herum ist"[2].
"Seine Romane und Essays und kritischen Wortmeldungen zum Zeitgeschehen machten Stefan Heym zu einer ebenso umstrittenen wie verehrten literarischen Persönlichkeit", schreibt Dr. Therese Hörnigk in dem von ihr 2013 mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgegebenen Buch "Ich habe mich immer eingemischt". Mit der Publikation macht sie Erinnerungen von Freund*innen und Weggefährt*innen aus Literatur, bildender Kunst, Wissenschaft und Politik zugänglich: Egon Bahr, Lothar Bisky, Annekathrin Bürger, Daniela Dahn, Gunnar Decker, Gregor Gysi, Fritz Pleitgen, Bettina Wegner - um nur einige wenige zu nennen - 52 Personen erinnern sich mit sehr unterschiedlichen Perspektiven an Stefan Heym.
In der gleichnamigen Ausstellung werden die Erinnerungen mit bis dahin unveröffentlichten Fotodokumenten ergänzt und ermöglichen so einen neuen Blick auf das Leben und Schaffen Heyms.
Die Ausstellung im Stiftungssitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Berliner Kommune 8A, 10243 Berlin, ist zu den Öffnungszeiten der Stiftung frei zugänglich.
Die Ausstellungseröffnung findet am 30. März um 18 Uhr mit Prof. Dr. Heinz Bierbaum, Vorstandsvorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung, und der Kuratorin Dr. Therese Hörnigk statt.
Konzert mit Robert Stadlober und Band
Unter dem Titel "Heym - vom Aufstoßen der Fenster" gibt es ab 18.30 Uhr ein Konzert mit Robert Stadlober und Band (Klara Deutschmann und Daniel Moheit).
Robert Stadlober hat sich für seine Verneigung vor dem Lebenswerk von Stefan Heym dafür entschieden, dessen Gedichte zu vertonen. Die allerwenigsten werden wissen, dass Heym überhaupt Gedichte geschrieben hat. Denn damit hat der Schriftsteller bereits 1937 aufgehört - doch die Lyrik des damaligen Teenagers bieten eine ganz neue Perspektive auf den Menschen Stefan Heym. Sie sind voll von jugendlichem Optimismus, unbedingter Überzeugung, Liebe und Weltschmerz.
Konzerttickets 12 Euro/8 Euro ermäßigt sind in der Stiftung erhältlich über michaela.klingberg@rosalux.org
[1] Joochen Laabs zit. nach: Ich habe mich immer eingemischt. Erinnerungen an Stefan Heym, hrsg. von Therese Hörnigk, Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2013, S. 85.
[2] Heym, Stefan: Stalin verläßt den Raum. Politische Publizistik, hrsg. von Heinfried Henniger, Reclam, Leipzig 1990, S. 304.
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