Nachricht | Studienwerk Solidarität mit Hanna – für gute Arbeit in der Wissenschaft

Stellungnahme der Vertrauensdozent*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Protest gegen die Reformpläne vor dem Bundesministerium für Bildung und Forschung Foto: mittelbau.net via facebook

Seit Jahren gibt es Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen an den Hochschulen – und es gibt einzelne Erfolge, die sich sehen lassen können! Die Initiative TVStud hat in Berlin einen langen Streik studentischer Beschäftigter organisiert und sich in der Folge bundesweit organisiert. Im akademischen Mittelbau haben das «Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft» (NGAWiss), die GEW, ver.di und weitere Verbündete Druck zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) aufgebaut.

Diese Reform wird derzeit heiß diskutiert. Das umstrittene Gesetz bildet die rechtliche Grundlage einer unsäglichen Befristungspraxis, die in der deutschen Wissenschaft vorherrscht und weltweit fast einzigartig ist. Die zirkulierenden Reformvorschläge sind jedoch ein Hohn: Promotionsverträge sollen eine mindestens dreijährige Laufzeit haben (bei einer durchschnittlichen Dauer von nicht-medizinischen Promotionen von 5,7 Jahren) und Postdocs sollen künftig bis zu drei Jahre befristet angestellt werden können, aber ohne verbindliche Perspektiven, bspw. Anschlusszusagen. Diese Vorschläge erhöhen nur den Druck auf die Beschäftigten am Flaschenhals des Übergangs zur Professur und sie zeigen, wie umfassend der Reformbedarf im Sinne von guten Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft ist. Diese braucht

  • eine bessere Grundausstattung der Hochschulen statt einen permanenten Kampf um Drittmittel,
  • mehr Dauerstellen und nachhaltige Beschäftigung anstelle von künstlichem Wettbewerbsdruck und unkalkulierbaren Arbeitsverhältnissen, und nicht zuletzt
  • einen politischen Blick auf universitäre Bildung und Forschung als Beitrag zu einer krisenresistenten, demokratischen Gesellschaft jenseits der Arbeitsmarkt- und Humankapitallogik.

Als Vertrauensdozent*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützen wir die aktuellen Forderungen der Beschäftigten nach guter Arbeit in der Wissenschaft. Wir kennen die Probleme aus eigener Anschauung als Vorgesetzte, als selbst Betroffene und aus unserer Stiftungsarbeit bei der Begleitung junger Wissenschaftler*innen. 

Deshalb schließen wir uns dem Aufruf der Beschäftigtenvertretungen im Bündnis von BdWi, fzs, GEW,, NGAWiss, Respect Science, TVStud und ver.di an: Gute Arbeitsbedingungen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind die Basis für ein gutes Studium, für gute Lehre und gute Wissenschaft! Dieser Forderung wollen wir in der gemeinsamen Aktionswoche vom 12. bis 16. Juni Nachdruck verleihen. Als Vertrauensdozent*innen der Rosa-Luxemburg-Stiftung werden wir in der Aktionswoche die Arbeitsbedingungen in unseren Lehrveranstaltungen thematisieren, uns in einer Diskussionsveranstaltung mit unseren Stipendiat*innen austauschen und versuchen, Kolleg*innen zum gemeinsamen Engagement zu motivieren.

Hinweise zum Weiterlesen aus der Stiftung und ihrem Umfeld:

Ansprechpartner*innen: Dr. Freia Anders und Dr. Dr. Peter Ullrich