Die „Gefährdung der Bevölkerungspolitik und Volksgesundheit“ durch die „verhältnismäßig hohe Zahl von Abtreibungen“ sowie die „homosexuelle Betätigung einer nicht unerheblichen Schicht der Bevölkerung, in der eine der größten Gefahren für die Jugend liegt, erfordert mehr als bisher eine wirksame Bekämpfung dieser Volksseuchen“, schrieb Heinrich Himmler am 10. Oktober 1936 in einem Geheimerlass. Mit diesem ordnete der Reichsführer der SS und Chef der Deutschen Polizei die sofortige Gründung einer „Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung“ an. Ihre Aufgabe bestand in erster Linie in der Sammlung von Informationen über homosexuelle Männer und in der Einleitung von polizeilichen Maßnahmen, um deren Verfolgung zu koordinieren.
Unter Leitung der Kriminalbeamten Josef Meisinger und später Erich Jacob wurden die Daten zehntausender Männer gespeichert, die wegen „homosexueller Vergehen“ aufgefallen waren oder dieser verdächtigt wurden. Aufgrund einer Kooperation mit verschiedenen Abteilungen der Gestapo und Kriminalpolizei in Kombination mit einer erheblichen Erweiterung der Ermittlungs- und Zugriffsmöglichkeiten wurde mit dem Aufbau der Reichszentrale die bereits zu Beginn des Nationalsozialismus verschärfte Homosexuellenverfolgung systematisiert und radikalisiert. Die Verfolgung erreichte bald darauf ein in Ausmaß und Intensität bis dahin ungekanntes Niveau.
Der ganze Artikel von Stefan Heinz und Lukas Bergmann ist hier im Gedenkstättenforum (Oktober 2011) nachzulesen.