Mehr als 30 TeilnehmerInnen kamen zum politischen Café der RLS und diskutierten mit Prof. Chris Malikane, Chefökonom von COSATU, und Andrew Donaldson, stellvertretender Staatssekretär im Finanzministerium, die Ursachen der anhaltend hohen Jugendarbeitslosigkeit in Südafrika.
Seit Beginn der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, die auch in Südafrika zu einem wirtschaftlichen Rückgang führte, ist die Jugendarbeitslosigkeit deutlich angestiegen und beträgt heute mehr als 50%. Betroffen von Arbeitslosigkeit sind vor allem junge Menschen mit schlechter Ausbildung. Für Donaldson vom südafrikanssichen Finanzministerium sind denn auch die jungen Menschen die Verlierer der Krise. Das Finanzministerium macht sich denn auch seit geraumer Zeit stark für Lohnbeihilfen für Jugendliche.
Grund für die hohe Jugendarbeitslosigkeit sei, so Donaldson, die Lohnhöhe im Land. Aufgrund der relativ hohen Löhne seien junge ArbeitnehmerInnen unattraktiver, da sie gegenüber älteren MitarbeiterInnen über geringere berufliche Erfahrung verfügen. Der Youth Wage bzw. die staatliche Finanzbeihilfe soll diesen Wettbwerbsnachteil verringern.
Chris Malikane lehnt die vom Finanzministerium vorgeschlagene Lohnbeihilfe ab. Der südafrikanische Gewerkschaftsdachverband COSATU befürchtet, dass durch eine solche Beihilfe bestehende Arbeitsverhältnisse einfach ersetzt werden. Das Ergebnis wäre nur ein weiterer Rückgang der Löhne. Denn für COSATU sind die Löhne im Land keineswegs zu hoch. Vielmehr sei der Anteil der Arbeitnehmereinkommen am BIP in den ergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Ursache sei das auch in Südafrika um sich greifende System der Leiharbeit.
Statt Lohnzuschüsse setzt Malikane auf ein besseres Ausbildungssystem. Die ANC-Regierung habe in diesem entscheidenden Bereich versagt, dem stimmte auch Donaldson zu. Beide plädierten für mehr Investitionen in das Bildungssystem und bessere Fortbildungsangebote, um die grassierende Jugendarbeitslosigkeit, welche die politsiche Stabilität des Landes bedrohe, effektiv zu bekämpfen. Malikane setzt dabei noch einen anderen Akzent. Er wünscht sich mehr staatliches Eingreifen in die Wirtschaft. Nationalisierung von Teilen der Schlüsselindustrien wären, so Malikane, ein Mittel mehr Wachstum udn Arbeit im land zu schaffen.