Der Bergbau boomt in Afrika. Bergbauunternehmen aus aller Welt sichern sich aufgrund der großen Nachfrage nach Kohle, Uran, Gold, Dimanten, Kupfer und andere Metalle neue Minen. Seit Ende der Apartheid operieren südafrikanische Bergbauunternehmen überall in Afrika, auch in Sierra Leone. Dort, im Nordosten des Landes, baut das Unternehmen Koidu-Holdings, dessen Muttergesellschaft ihren Sitz in Johannesburg hat, Diamanten ab.
Patrick Tongu und Mohammed Sheik Turay vom Network Movement for Justice and Development sind mit Unterstützung von Medico International (www.medico.de) nach Johannesburg gekommen, um in Südafrika über die negativen Auswirkungen des Bergbaus in ihrer Heimat auf Menschen und Umwelt zu informieren.
„Wohlstand haben uns die Dimanten nicht gebracht“, beklagt Patrick Tongu. „Wir warten auf die neuen Straßen, Schulen und Krankenhäuser.“ Stattdessen verseucht der Tagebau große Teile des Wassers. Belastend für die Anwohner sind auch die häufigen Sprengungen. Nicht selten landen Steinbrocken in den umliegenden Dörfern und zerstören Häuser.
Knapp 30 TeilnehmerInnen aus Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Diplomatie und Medien diskutierten mit den beiden Aktivisten aus Sierra Leone im Rahmen eines Round Table der RLS Südliches Afrika in Johannesburg am 12. Juli 2012 die Auswirkungen des Bergbaus in Afrika.
Eingeladen war auch Claude Kabemba. Für den Direktor der Southern Africa Ressource Watch sind mehr als die Unternehmen die afrikanischen Regierungen verantwortlich für die negativen Auswirkungen des Bergbaus. „Die Unternehmen machen sich die Schwächen der afrikanischen Staaten zu nutze. Viele der failed states in Afrika sind das Resultat der Strukturanpassungsprogramme“, meint Kabemba.
Von den Programmen der Weltbank und IWF von innen ausgehöhlt setzen Afrikas Regierungen alle Hoffnungen auf Direktinvestitionen, seien aber wegen fehlender Kapazitäten und Wissen einfach überfordert, wenn sie mit ausländischen Bergbaumultis die Verträge verhandeln. Viele der Deals finden in Hinterzimmern zwischen Regierung und Bergbauunternehmen statt und nicht selten sei Koruuption mit im Spiel.
Die Öffentlichkeit und die betroffenen Menschen vor Ort werden selten informiert und beteiligt. „Nichtregierungsorganisationen sind unverzichtbar, sie müssen Druck auf die Regierungen und Unternehmen ausüben, denn mit der Ausnahme Südafrikas sind die Gewerkschaften in Afrika zu schwach,“ meint Kabemba.
Langfristig müssen die Staaten in die Lage versetzt werden ihren Aufgaben nach zu kommen, d.h. die bestehenden Gesetze durchzusetzen, denn viele Länder haben ausreichend gute Arbeits- und Umweltgesetze. „Wir brauchen starke und funktionsfähige Staaten in Afrika“, so Kabemba. Es sei aber auch zu fragen, ob Bergbau in allen Ländern Afrikas immer Sinn mache, denn die Kosten, dazu zählen auch die Umweltkosten, seien hoch und die Beschäftigungseffekte gering. Landwirtschaft und Industrie und nicht dem Bergbau gehören die Zukunft.