Auf große Resonanz stieß das Protestessen gegen die Meeresfischzuchtanlage in Völklingen, wozu die Peter-Imandt-Gesellschaft/Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Linke Stadtratsfraktion Völklingen und die Bundestagsabgeordnete Yvonne Ploetz, Fraktion Die Linke ins Bistro Postillon am Marktplatz eingeladen hatten.
Seit 2007 wollen die Völklinger Stadtwerke in die Zucht von Meeresfischen einsteigen, doch begleiteten das Projekt jede Menge Pleiten, Pech und Pannen. Zum größten „Pech“ gehören die um mindestens 7 Mio. Euro höheren Investitionskosten als ursprünglich geplant. Mit Gesamtkosten von satten 20 Mio. Euro hofft nun der Stadtwerke-Chef Jochen Dahm endlich mit der Aufzucht von Salzwasserfischen zu beginnen und Ende 2013 mit einer ersten Ernte in den Verkauf gehen zu können.
Wer schlachtet? Wer nimmt die Fische ab? Darauf verweigern sowohl Dahm wie auch Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig und der mit einer Aquaristikprofessur ausgestattete Prof. Uwe Waller jegliche Auskunft.
Es ist gerade diese Art und Weise des gutsherrschaftlichen Umgangs mit Mitteln der öffentlichen Hand, die viele Völklinger Bürgerinnen und Bürger sprichwörtlich auf die Palme bringt. Statt Transparenz herrscht das Gesetz des Schweigens. „Statt Fehler einzugestehen, wird schlechtem Geld gutes nachgeworfen“, meinte auch der Linke Fraktionsvorsitzende Klaus Degen in seiner Begrüßung.
Der Leiter des Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung Saarland, Patric Bies, entschuldigte sich bei dem verstorbenen Till Eulenspiegel dafür, dass in der Einladung zum Essen dessen Namen in Zusammenhang mit der Fischzuchtanlage genannt wurde. Zwar sei Eulenspiegel bekannt für seinen Schabernack bzw. Unsinn mit Menschen, doch wollte dieser – nur äußerlich ein Narr - mit seinen Aktionen die Unzulänglichkeiten seiner Mitmenschen bloßstellen, ohne ihnen wirklich zu schaden. Dies unterscheide ihn von den Projektverantwortlichen in Völklingen.
Auch Experte Heribert Reinhardt bezweifelte, ob angesichts der Investitionssumme die Fischanlage jemals schwarze Zahlen schreiben könne. Insbesondere die Technik bereite ihm große Bauchschmerzen.
Zustimmendes Besteckgeklapper gab es von den knapp 30 Teilnehmern am Protestessen als Patric Bies den Ablauf des Essens erklärte. Bei dieser neuen Protestform wird nicht mit den Händen geklatscht, sondern das Besteck benutzt.
Obwohl ein Freitag, verzichteten die Organisatoren des Abends völlig auf Fisch. Regionales, natürliches Essen sollte die Antwort auf so genannten „Edelfisch“ sein.
Als Entree servierte Bistrobesitzerin Claudia Reitler eine Kürbiscremesuppe. Auf Wildschweingulasch mit Rotkraut, Serviertenknödel und Salzkartoffeln folgte als Dessert, ein Ziegenfrischkäse mit karamellisierten Walnüssen.
Zwar sei Fisch gesund, doch Fisch zu essen, um viel Omega-3 dem Körper zuzuführen sei Unsinn, betonte die Bundestagsabgeordnete Yvonne Ploetz, deren verspäteter Flug aus Berlin ihre Teilnahme am Essen verhinderte. Fernmündlich teilte sie mit, dass in regionalen Speisen viel Omega-3 anzufinden ist, teilweise höher als in Meeresfisch. Als Beispiel nannte sie die heimischen Ölpflanzen, wie Walnüsse oder Leindotter. „Wenn wir Meeresfisch zum Leben benötigen würden, wären wir schon alle tot. Tatsächlich versorgen wir uns mit essentiellen Fettsäuren aus Pflanzen, wie sie Regionalproduzenten anbieten“, so die Frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.
Für das Protestessen kamen die Kürbisse und das Rotkraut aus Lisdorf. Kartoffeln lieferte der Biolandhof Comtesse, Schaffhausen. Walnüsse und Walnussöl stammten aus Sammlungen im Bliesgau von der Bliesgau-Ölmühle. Der Ziegenhof Nimesgern in Riegelsberg steuerte den leckeren Ziegenfrischkäse bei. Als zielsicherer Schütze erwies sich Herr Müller aus Ludweiler, gelang es ihm doch, aus Anlass des Abends eine kapitale Wildsau im Warndtwald zu erlegen.
Patric Bies