Jörg Roeslers Buch „Geschichte der DDR“, 2012 im PapyRossa Verlag Köln erschienen, war Gegenstand einer Buchpräsentation der Rosa Luxemburg Stiftung am 19. November 2012 in Berlin. Der 130 Seiten umfassende Band ist in den letzten Wochen bereits an verschiedener Stelle besprochen worden. Das erregte Aufmerksamkeit und so folgte der Einladung der Rosa Luxemburg Stiftung etwa 80 Personen, von denen sich die Mehrheit auch als Zeitzeugen der DDR-Geschichte ansehen konnten.
Zwei namhafte Kollegen Roeslers, die Historiker Prof. Günter Benser (Berlin) und Prof. Siegfried Prokop (Bernau) legten in ihren einleitenden Kommentaren dar, dass die Beschäftigung mit der DDR-Geschichte noch immer ein Politikum sei und bisher nur beding eine seriöse Historisierung ermöglicht habe. Benser würdigte zunächst Roeslers Gesamtwerk insbesondere auf dem Gebiet der deutschen Zeitgeschichte und seine intensive Beschäftigung mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte seit 1945 und stellte fest, dass mit diesem Buch es durchaus gelingen könnte ein breiteres Publikum für Themen der Geschichte der DDR jenseits der medientypischen Vereinfachungen zu interessieren.
Prokop wandte sich gegen eine „Trivialisierung“ der DDR-Geschichte durch mediengerechte Präsentation. Er vertrat die Ansicht, dass durch Roeslers Buch vor allem Fragen aufgeworfen werden, die eine weitere vorurteilsfreie Debatte ermöglichen könnten.
In der Debatte berief sich Roesler auf die im Buch zitierte Aussage von Peter Bender „In weiten Bereichen funktionierte der ostdeutsche Staat wie andere Staaten und das Leben verlief – innerhalb bestimmter Grenzen – wie anderswo. Der Lebensrhythmus wurde … mehr von den Gesetzen einer modernen Industriegesellschaft bestimmt als von den Direktiven der Partei“. Der Autor kritisierte die derzeitige Historiographie in Deutschland, die keine Gesamtdarstellung der DDR-Geschichte als Ablauf von historischen Ereignissen produziere. Durch das Herausgreifen bestimmter Themen und Ereignisse entstehe ein bewusst in Kauf genommenes einseitiges Bild. Auch würde – so Prokop – keine plausible Periodisierung angeboten, die die Erarbeitung eines durchaus kritischen Gesamtbildes über die DDR ermöglichen würde.
Roeslers Frage nach Alternativen in der DDR-Entwicklung wurde allerdings in der Debatte kaum berührt. Es wurde auch bei dieser Veranstaltung deutlich, dass vielfach auch im linken Geschichtsdiskurs häufig wenig theoriegestützt argumentiert wird, eine Aufgabe, der sich die im Umfeld der Rosa Luxemburg Stiftung agierenden jüngeren und älteren Historiker zukünftig in stärkerem Maße stellen sollten.