Nachricht | Ungleichheit / Soziale Kämpfe «Liebe Frigga Haug...»

Die marxistische Philosophin hat die deutsche Linke auf vielen Feldern entscheidend geprägt. Die Stiftung gratuliert zum 75. Geburtstag.

«Frigga Haug verbindet philosophische Sorgfalt und Klugheit mit unkompromittiertem Weitblick und leidenschaftlichen Zukunftsvisionen. In der Geschichte des deutschen Feminismus ist klar und offenkundig, wie Frigga Haug die radikalsten und engagiertesten Traditionen zum Leben erweckt hat. 

Wie keine andere hat sie eine Vielzahl von Wissenschaftlerinnen, Intellektuellen und Aktivistinnen weltweit zusammengebracht. Wir alle sind zutiefst dankbar für die Hartnäckigkeit, mit der sie darauf besteht, unser gesellschaftliches und politisches Leben weiterzudenken – in Richtung auf mehr Gerechtigkeit, Freiheit und Hoffnung.»

Judith Butler



Liebe Frigga Haug,

wir möchten Dir sehr herzlich zu Deinem 75. Geburtstag gratulieren. In beeindruckender Weise hast Du dazu beigetragen, in der deutschen Linken einen lebendigen und wirksamen marxistischen Feminismus zu begründen. Dein politisches Engagement reicht von der Ostermarschbewegung, dem Protest gegen den Vietnamkrieg der USA und die neue Frauenbewegung in Westdeutschland bis in die heutigen Kämpfe gegen den Neoliberalismus. Seit 1965 hast Du das Argument wesentlich geprägt. Deine Forschung zu Arbeit und Automation haben völlig neue Sichtweisen auf die Veränderung der Arbeitsverhältnisse geworfen. Gleichzeitig hast Du neue Methoden kollektiver Erinnerungsarbeit entwickelt. Die Volksuniversität war über viele Jahre eine Institution der offenen Linken.

Mit Deinem 2007 erfolgten Eintritt in die sich konstituierende Partei DIE LINKE hast Du mit zum Erfolg dieses Projekts beigetragen und dort unter oft großen Mühen für einen überzeugenden feministischen Ansatz geworben. Deine Vier-in-Einem-Perspektive hat völlig neue Horizonte erschlossen und zugleich längst verschüttete emanzipatorische Ansätze wieder freigelegt. 

Als Rosa-Luxemburg-Stiftung sind wir sehr froh, dass Du in unserem Wissenschaftlichen Beirat mitwirkst. Dein enger Bezug zu Rosa Luxemburg, Deine vielen Veröffentlichungen dazu auch im Rahmen unserer Stiftung, Deine Vorträge und Diskussionsvorschläge, die sich auf ihr Erbe und die von ihr ausgehenden Herausforderungen beziehen, haben dazu beigetragen, das Werk von Rosa Luxemburg lebendig zu halten.

Das Historisch-Kritische Wörterbuch des Marxismus, das unter Deiner Mitherausgeberschaft seit vielen Jahren erscheint, ist das wohl größte internationale Unternehmen des Marxismus überhaupt und gibt völlig neuen Generationen eine Grundlage für die Aneignung dieses großen Strangs radikal-kritischen sozialistischen Denkens in seiner Pluralität und Widersprüchlichkeit. Für uns ist die Förderung dieses Wörterbuchs seit nunmehr 13 Jahren ein wichtiger Auftrag.

Wir wünschen Dir persönlich alles Gute und freuen uns, für den 15. März  zu einem Symposium zu Deinen Ehren „Am Herrschaftsknoten“ einladen zu können.

 

Mit solidarischen Grüßen,

Heinz Vietze, Vorsitzender des Vorstands der RLS

Dr. Florian Weis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied

Dr. Evelin Wittich, Direktorin der Akademie für politische Bildung

Prof. Michael Brie, Direktor des Instituts für Gesellschaftsanalyse