In kurzen Geschichten geht es unter anderem um eine Rattenzucht, ein Fanzine und den unbedingten Willen Punkerin zu werden – oder wie die Autorin es selbst sagt: »Ich konnte schließlich kein positives Hippie- Mädchen werden«. Ute Wieners schildert autobiographisch in ihrem Buch »Zum Glück gab es Punk...«, aus welchem Leben sie ausbricht und in welches sie mit Punk aufbricht.
Sie erzählt von der Umsetzung antiautoritärer Konzepte in der Schule, die sie am eigenen Leib zu spüren bekommt, vom unerträglichen Leben bei ihrer Mutter und dem SPD-Ortsverein. Die Jahre ihrer Kindheit sind geprägt von Gewalt, Mobbing und einem völligen Unverständnis ihr gegenüber. Sie entscheidet sich für einen eigenen Weg im Durcheinander ihres Lebens, zieht zu Hause aus und wird Punkerin. Wie es nun genau dazu kommt und wie sich ihr Leben daraufhin gestaltet, erzählt sie frei heraus.
Sie schreibt begeistert von ihrem ersten Punkkonzert: »Ungefähr im Takt der Musik tobte man einfach drauf los, hampelte, drängelte, rempelte, warf die Arme und die Beine von sich, sprang senkrecht in die Höhe, stieß sich von seinem Nachbarn ab. (...) Alles war egal! (...) hier war mein Platz. Hier würde ich nie wieder weggehen.«
Ute Wieners unterhält mit ihren Geschichten von Partys, besetzten Häusern, Straßenschlachten. Sie schildert persönliche Eindrücke von ihrer Umgebung, der Punkszene in Hannover und darüber hinaus. Dabei ist sie weder pathetisch noch Mitleid heischend – und genau das macht es so lesenswert. Mit einem großartigen trockenen Humor und viel Ironie berichtet sie von Normalbürgern und Anti-Imps, von anderen Punks und dass sie selbst nicht wie Alice Schwarzer ist. Wer darüber hinaus schon immer wissen wollte, wie es um den Punk so bestellt war, wie die Chaostage entstanden sind oder die APPD (Anarchistische Pogo Partei Deutschland) begründet wurde, sollte das Buch unbedingt lesen.
Ulrike Kumpe
Ute Wieners: Zum Glück gab es Punk. 319 S., Verlag des Arbeitskreises Regionalgeschichtee.V., Edition Region+Geschichte. Neustadt 2012. 16,80 EUR
Aktuelle Informationen unter: www.ute-wieners.de
Diese Rezension erschien zuerst in CONTRASTE, der Monatszeitung für Selbstorganisation, März 2013.