Nachricht | Rigoll: Staatsschutz in Westdeutschland, Göttingen 2013

Annette Wilmes rezensiert im Deutschlandfunk

Dominik Rigoll: Staatsschutz in Westdeutschland. Von der Entnazifizierung zur Extremistenabwehr Wallstein Verlag, Göttingen 2013, 524 Seiten, 39,90 Euro.

Sie schreibt: "Hohe Beamte, Richter und Politiker mit brauner Vergangenheit waren bis in die 70er-Jahre in Deutschland aktiv. Wie sich die Demokratie in der Bundesrepublik dennoch stabilisieren konnte und welche Hürden dabei überwunden werden mussten, beschreibt der Historiker Dominik Rigoll in diesem Buch. "Ulrike Meinhof als Lehrerin oder Andreas Baader bei der Polizei beschäftigt, das geht nicht", so brachte es in den 70er-Jahren der damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Heinz Kühn, SPD, auf den Punkt. In der politischen Debatte Anfang der 70er-Jahre ging es um die Frage, wie man mit mutmaßlichen Verfassungsfeinden umgehen sollte. Der sogenannte Radikalenerlass wurde im Januar 1972 von den Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzler Willy Brandt beschlossen. Er sollte eigentlich im Mittelpunkt des Buches von Dominik Rigoll stehen, beginnend 1966, als Rudi Dutschke zum ersten Mal zum "langen Marsch durch die Institutionen" aufrief. In den Debatten der 70er-Jahre kursierten jedoch zwei sehr gegensätzliche Vorgeschichten. Die eine erzählte von der streitbaren Demokratie, die andere von einem nur vermeintlich antitotalitären Konsens, der in Wirklichkeit auf dem rechten Auge blind sei. Beide Interpretationen wollte Rigoll auf ihren Realitätsgehalt überprüfen. Und so kam es zu diesem sehr umfangreichen, detail- und wissensreichen Werk über die westdeutsche Geschichte, von der "Entnazifizierung zur Extremistenabwehr". Die Vorgeschichten reichten bis in die Anfänge der Republik."http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/2062921/