Nachricht | International / Transnational - Afrika - Rosa-Luxemburg-Stiftung RLS-Büro in Dakar eröffnet.

Mit internationaler Beteiligung fand am 20. Mai die Einweihung des RLS-Regionalbüros in Dakar, Senegal, statt. Als Auftakt diskutierte ein Kolloqium die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise.

Information

Gäste aus 14 Nationen – darunter 11 afrikanischen – nahmen am Donnerstag, dem 20. Mai, in Dakar, Senegal, an der Eröffnung des Regionalbüros Westafrika der Rosa Luxemburg Stiftung (RLS) teil. Das Büro in Dakar hat im Januar 2010 seine Arbeit aufgenommen und ist als Regionalbüro für die Aktivitäten der Stiftung in ganz Westafrika zuständig. Die Stiftung hat 2008 mit Projekten in der Region begonnen. Inzwischen arbeiten wir mit Partnern im Senegal, Mali, Nigeria und Ghana zusammen.

Die Rosa Luxemburg Stiftung ist die vierte deutsche politische Stiftung, die in Dakar mit einem Büro präsent ist. Mit Länder- oder Regionalbüros sind dort bereits die Friedrich Ebert Stiftung (FES), die Konrad Adenauer Stiftung und die Friedrich Naumann Stiftung vertreten. Der Leiter des Büros der FES war zur Eröffnung persönlich anwesend, um seine Glückwünsche zu übermitteln.

Vom selbstbestimmten Leben in einer solidarischen Gesellschaft sind Menschen in Westafrika schon deshalb häufig weit entfernt, weil große Bevölkerungsgruppen keinen sicheren Zugang zu den Grundgütern eines selbstbestimmten Lebens haben. Dabei geht es vor allem um Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln und Zugang zu Trinkwasser, eine verlässliche Gesundheitsversorgung, eine intakte Umwelt sowie umfassende Bildung. Betroffen sind städtische Arme und ein großer Teil der Landbevölkerung.

Hier setzt ein Teil unserer Arbeit an: Die öffentliche Gesundheitsversorgung durch Bürgerbeteiligung zu verbessern, ist z.B. das Ziel eines Programms im Senegal. In Programmen in Mali und Senegal bilden wir neugewählte Mitglieder der kommunalen Räte für ihre Tätigkeit weiter. Im Senegal haben wir das ‚Jahrbuch der kommunalen Gebietskörperschaften (Annuaire des Collectivités Locales) herausgegeben und landesweit verbreitet. Ein solches Projekt plant die RLS nun ebenfalls mit Partnern in Mali.

Die Auswirkungen der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise auf Afrika werden im Rahmen von wissenschaftlichen Tagungen, die wir mit Partnern zusammen veranstalten, ausgewertet. Der Büroeröffnung voraus ging ein Kolloquium in Dakar, auf dem sich ca. 100 Teilnehmer mit den vielfältigen Auswirkungen der Krise in Afrika sowie mit den Handlungsoptionen vor allem für Gewerkschaften und Bauernorganisationen auseinandersetzten. Für DIE LINKE war Sabine Lösing, Mitglied des Europaparlaments, angereist, die in ihrem Beitrag vor allem auf die Militarisierung der Region verwies, die von der EU unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung vorangetrieben wird.

Weil die Analysen solcher Kolloquien von den Hörsälen zu den Akteuren getragen werden müssen, arbeiten wir z.B. in Mali mit dem Netzwerk kommunaler Radiostationen Radio Kayira zusammen. Unser Partner Social Action macht sich um die politische Bildung von Aktivistinnen und Aktivisten im Niger-Delta verdient.

Die Generalsekretäre zweier linker Parteien der Region begrüßten anlässlich der Büroeröffnung die Tätigkeit der RLS in der Region. Amath Dansokho von der Partei der Unabhängigkeit und der Arbeit (PIT, Senegal) verwies auf die Bedeutung des Werkes von Rosa Luxemburg für die sozialistische Bewegung weltweit. Er lobte vor allem die Aus- und Fortbildung kommunaler MandatsträgerInnen, die Partnerorganisationen in Kooperation mit der rls in Mali und Senegal durchführen. Für Dansokho war sein Grußwort wahrscheinlich der letzte öffentlich Amtsakt für seine Partei nach außen. Auf dem Parteitag, der am 22. und 23. Mai stattfand, stellte sich Dansokho aus Altersgründen nicht zur Wiederwahl. Fritz Schmalzbauer, Mitglied des Vorstandes der Partei DIE LINKE, übermittelte Auftrag von Klaus Ernst ein Grußwort an den PIT-Parteitag.

Dr. Oumar Mariko, Generalsekretär der Partei Afrikanischen Solidarität für Demokratie und Unabhängigkeit (SADI) Malis, lobte in seiner Ansprache das regionale Partnertreffen vom März, da die Stiftung hier ihre Planung für die nächsten Jahre mit den Partnern zusammen entwickelt habe statt den Partnern einen fertigen Rahmen vorzulegen, in den sie sich dann einpassen müssten.

Dr. Florian Weis, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der RLS, erklärte den ca. 60 Gästen die vielfältigen Tätigkeiten der Stiftung in Deutschland und weltweit. Wie sich diese Arbeit für den afrikanischen Kontinent konkretisiert, dazu informierte Dr. Arndt Hopfmann, der Leiter des Afrika-Referats. Hopfmann erinnerte zudem daran, wie er vor exakt sieben Jahren und 53 Tagen das erste Auslandsbüro der Stiftung in Johannesburg eröffnet hatte, das in Dakar durch Rose Khumalo vertreten wurde.

Der deutsche Botschafter Christian Clages verwies auf die gute Nachbarschaft des neuen Büros, das sich in einem zweistöckigen ehemaligen Wohnhaus im Dakarer Viertel Point E befindet. Schließlich sei das Goethe-Institut mit wenigen Schritten erreichbar. Er zeigte sich beeindruckt von den ersten Ergebnissen der Arbeit der Rosa Luxemburg Stiftung in der Region. Deutlich werde, dass Grundwerte wie Freiheit und Demokratie von allen vier im Senegal tätigen politischen Stiftungen die praktische Arbeit vor Ort prägten, natürlich unterschieden sich die Stiftungen in der Interpretation dieser Grundwerte und in den Vorstellungen, wie diese konkret verwirklicht werden könnten.

Botschafter Clages überreichte zusammen mit einem Buchpräsent in guter deutscher Tradition Brot und Salz für den Einzug in die neuen Räumlichkeiten.