Nachdem die letzten Gramsci-Kurse 2012/13 und 2013/14 mit bis zu 80 TeilnehmerInnen und auch für uns TeamerInnen spannenden Diskussionen ein großer Erfolg war, findet dieses Jahr ab Oktober ein neuer Anlauf statt. Eine Möglichkeit für Alle, die sich fragen was es mit Begriffen wie «Hegemonie», «Zivilgesellschaft» oder «passiver Revolution» auf sich hat und was das für die Reflexion von Erfahrungen sozialer Bewegungen und linker Politik bringt. Aber natürlich auch für Alle, die schon immer mal Gramsci im Original lesen wollten und wissen, dass das am besten in gemeinsamen Diskussionsprozessen geht.
Fürs «Gramsci Lesen» 2014/15 sind keinerlei Vorkenntnisse nötig – nur die Bereitschaft sich auf eine solidarische Diskussionsatmosphäre und das gemeinsame Durchwühlen von manchmal etwas unzugänglichen Texten einzulassen… Das Buch «Gramsci lesen» – eine auf der Basis der Erfahrungen mit den gemeinsamen Diskussionen im letzten Kurs entstandene Weiterentwicklung der Auswahl interessanter Gramsci-Stellen – wird uns dabei unterstützen.
In seinen in den Kerkern des faschistischen Italien der 1930er Jahre verfassten Gefängnisheften macht der kommunistische Politiker und Intellektuelle Antonio Gramsci sich daran, das marxistische Denken zu erneuern. Vor dem Hintergrund des Scheiterns der revolutionären Bewegungen fragt Gramsci nach der Bedeutung des Staates, der Kultur und der Intellektuellen für die Organisation von Herrschaft in kapitalistischen Gesellschaften. Die Gefängnishefte mit ihren vielfältigen Notizen sind ein fragmentarisches Werk, in dem sich bis heute aktuelle Fragen und Problemstellungen aufspüren lassen:
- Wie wird die freiwillige Unterwerfung und Zustimmung der Menschen zu Herrschaft organisiert?
- Welche Grabenkämpfe werden in der Zivilgesellschaft ausgetragen?
- In welchem Verhältnis stehen Staat und Klassen?
- Was haben Sex und Alkohol mit den Veränderungen des Kapitalismus zu tun?
- Inwiefern ist Religion mehr als das Opium des Volkes?
- Wie verändert sich in Krisenzeiten das Verhältnis von Zwang und Konsens?
- Welche Bedingungen für Befreiung und Gefahren autoritärer Veränderung erwachsen aus Krisen?
- Wie kann grundlegende Veränderung der Ökonomie, des Alltags und der politischen Macht neu gedacht werden angesichts des wandlungsfähigen Kapitalismus und gescheiterter revolutionärer Strategien?
Dieser Lesekreis will gemeinsam Wege durch den Steinbruch der Gefängnishefte und das Denken Gramscis finden. Wir wollen nicht über Gramsci reden, wir wollen ihn lesen. Das macht zusammen mehr Spaß als allein. Wir diskutieren ausgewählte Passagen, erarbeiten uns zentrale Begriffe wie Hegemonie, integraler Staat, passive Revolution und Krise. Dabei folgen wir dem Verlauf der Hefte, um die verwobene Entwicklung der Passagen nicht zu zerstören. Zur Vertiefung wichtiger Fragen und Begriffe ziehen wir aktuelle Texte zum Originaltext hinzu. Als Textgrundlage dient der Auswahlband aus den Gefängnisheften «Gramsci lesen».
Start: 15. Oktober 2014
Ende: 18. Februar 2015
Zeit: Mittwochs, 19 bis 21 Uhr
Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung
Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e. V.
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Anmeldung bis 30. September 2014
Teamer*innen: Julia Dück und Janek Niggemann
Anmeldung: gramsci@rosalux.de
Kontakt: Antonella Muzzupappa, Referentin für Politische Ökonomie, Rosa-Luxemburg-Stiftung, 030 44310-421, muzzupappa@rosalux.de