Tief in der vojvodinischen Provinz vergraben, empfing die in der Fruška Gora gelegene Ortschaft Andrevlje zwischen dem 16. und 19. Juli an die Fünfzig linke AktivistInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien, um über die Probleme und Herausforderungen für die radikale Linke in Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien zu debattieren.
Konzipiert und durchgeführt wurde diese Sommerschule von der Belgrader Organisation ‹CPE› (Zentrum für emanzipatorische Politik – Centar za politike emancipacije), die als Projektpartner des Belgrader Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung seit knapp zwei Jahren politische Diskussionstribünen mit regionalen und internationalen AktivistInnen und TheoretikerInnen wie Michael Lebowitz, Catherine Samary und Goran Musić in Belgrad veranstaltet. Anwesend waren vor allem auch Partnerorganisationen, etwa AktivistInnen der ‹Arbeiter- und Punkeruniversität› (Delavsko-punkerska univerza) aus Ljubljana, das ‹Zentrum für Arbeiterstudien› (Centar za radničke studije - CRS) sowie die ‹Basis für Arbeiterinitiativen und Demokratisierung› (Baza za radničku inicijativu i demokratizaciju – BRID) aus Zagreb, der ‹Unwissende Lehrer› (Učitelj neznalica) aus Belgrad und ‹Solidarnost› aus Skopje, Mazedonien.
Dementsprechend vielfältig waren auch die Themen, die nach einem jeweils zwanzigminütigen Einführungsvortrag kontrovers debattiert wurden. Die Hauptfragen der Sommerschule kreisten um die Herausforderungen aktivistischer Verstetigung, sei es in Form politischer Plattformen und Initiativen, wie am Beispiel der slowenischen ‹Initiative für demokratischen Sozialismus›, die sich aus den jüngsten Sozialprotesten in Slowenien entwickelt hat und zu deren Kern die AktivistInnen der Arbeiter- und Punkeruniversität zählen, sei es in der kritischen Abwägung, ob die Gründung einer politischen Partei zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein realistisches Unterfangen wäre.
Weitere wichtige Themen zirkulierten um die Beziehungen zwischen der radikalen Linken und den vielfältigen linksliberalen und sozialdemokratischen Gruppierungen, vor allem in der Frage nach Bündnismöglichkeiten im Bereich antifaschistischer oder LGBT-Initiativen.
Mit dem Panel zu Problemen linker Medien in der Region wurde ein weiteres zentrales Thema für die radikale Linke angesprochen. Auch wenn sich die Situation in Kroatien mit einer kleinen aber aktiven linken Medienlandschaft (in Form der Kulturzeitung ‹Zarez› oder der kroatischen Ausgabe der Le Monde Diplomatique) um einiges besser ausnimmt als in Serbien oder Makedonien, wo es nicht ein einziges linkes Informationsmedium gibt, wurde im Laufe der Diskussion doch sehr deutlich, wie zwingend notwendig der Aufbau einer linken Medienlandschaft für die Popularisierung linker Politiken ist. Diese Herausforderung gilt es auch von Seiten der Rosa-Luxemburg-Stiftung anzunehmen um die bestehenden linken Potentiale in die Öffentlichkeit zu tragen, denn ohne linke Presseerzeugnisse oder Online-Portale beraubt sich die radikale Linke der Möglichkeit, im herrschenden Diskurs mit einer eigenen, herrschaftskritischen und für den demokratischen Sozialismus Partei ergreifenden Stimme gehört zu werden.
Krunoslav Stojaković, Programm-Manager im Belgrader Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung.