Folgende Neuerscheinung aus der Edition DISS ist ab sofort lieferbar:
Alfred Schobert: Analysen und Essays. Extreme Rechte – Geschichtspolitik – Poststrukturalismus. Herausgegeben von Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Moshe Zuckermann. Edition DISS im Unrast-Verlag Bd. 21 (440 Seiten, 29,80 Euro)
Der Band enthält 30 Texte von Alfred Schobert, eine Einleitung der Herausgeber und ein Personenverzeichnis (mit 988 Einträgen).
Alfred Schobert (* 1963, † 2006) gehörte zu den wichtigsten Experten zum Thema extreme Rechte in Deutschland und Frankreich. Er verstand es wie kaum ein anderer, seine Interventionen auf einem wissenschaftlichen Fundament zu entwickeln. Beeinflusst durch den französischen Philosophen Jacques Derrida, bei dem er in Paris studierte, sowie durch Kurt Lenk, dem in der Tradition der Frankfurter Schule stehenden Politikwissenschaftler, und in Kooperation mit internationalen Forschern, wie z.B. dem englischen Faschismusforscher Roger Griffin, arbeitete er an der Schnittstelle zwischen Ideologiekritik und Poststrukturalismus (resp. Diskurstheorie / Diskursanalyse). Seit 1993 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung.
Die in diesem Band veröffentlichten Artikel und Essays stellen eine Auswahl aus einigen hundert Veröffentlichungen (und zum Teil unveröffentlichten Texten) dar, die einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden, weil sie in Form und Inhalt mannigfache Denkanstöße für eine notwendige intellektuelle Debatte – nicht nur in Deutschland – zu geben versprechen.
Alfred Schoberts zentrale Arbeitsschwerpunkte waren die extreme Rechte in Deutschland und Frankreich, Fragen der Geschichtspolitik insbesondere nach der Wende von 1989/90, sowie kritische Analysen in der Nachfolge Derridas und Foucaults und in der Rezeption von Diskurstheorie und Diskursanalyse in Deutschland.
In den Arbeiten Alfred Schoberts zur extremen Rechten kam es ihm nicht nur darauf an, die ideologischen, publizistischen und organisatorischen Strömungen zu analysieren, er stellte sie in einen größeren historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang. Besonderen Wert legte er auch darauf, die Täuschungsmanöver und diskursiven Tricks extrem rechter Ideologen und Propagandisten offenzulegen.
Im wissenschaftlichen Elfenbeinturm hat Alfred Schobert sich nie wohlgefühlt. Er war ein eingreifender Intellektueller im besten Sinne des Wortes. In zahlreichen Zeitungsartikeln und Vorträgen wandte er sich nicht nur an ein wissenschaftliches Fachpublikum, sondern er referierte auch vor antifaschistischen Initiativen und vor Multiplikatoren aus dem
Medien- und Bildungsbereich. Dabei beschränkte er sich nicht auf die Vermittlung seines Wissens, er gab auch Impulse für eine effektive Arbeit gegen Rechts und für den Kampf für eine gerechte Gesellschaft.
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Inhalt
Teil I
Extreme Rechte
Kulturrevolution, völkisch und (neo)nationalistisch. Aus der Diskursgeschichte eines vormals verpönten Signifikanten
Wurzeln finden, Reich erneuern, »Ami go home!«. Die Europa-Vorstellung Alain de Benoists
Netze, Viren, Ströme – Wurzeln und das Reich oder: Wie Alain de Benoist mit Carl Schmitt der »Dampfwalze der Globalisierung« trotzen will
Diskurspiraterie oder Wie Alain de Benoist mit Costanzo Preve Marx vom Marxismus befreit
In der Mühle der binären Reduktion. Arundhati Roys Rede in Mumbai im Krieg der Medien
Der Feind unterm Regenschirm
»Erwähnt man die Juden?«
»Nothing to worry about”?
auf rechts gehen?
Verwurzelung in Wattenscheid
Kreuz, Totenkopf und Gruft. Dark Wave und »Neue Rechte«
Exportartikel Evola
Arthur Trebitsch – Wirklichkeit und Wahn
Zum Judenbild der konterrevolutionären Rechten und der intransigenten Katholiken in Frankreich
Streifzug durch die französische rechte Publizistik
Teil II
Geschichtspolitik
Walsers Wunschgeschichte der Nation
Endlich ganz normal. Auschwitz und Krieg »sittlich begraben« oder »Lust an der Demokratie« in der »Berliner Republik«
»Holocaust-Industrie« – Kulturkritik oder Koschermachen einer neonazistischen Propagandaformel?
Geschichtsrevisionismus à la carte. Mit Nolte und Zitelmann gegen »Westextremismus«
Eliten-Antisemitismus in Nazi-Kontinuität. Martin Hohmanns Neuhofer Rede im Kontext
Mit Schiller am Hindukusch
Teil III
Poststrukturalismus
Eine Stimme von anderswo. »Das Messianische« und die Politik im Werk Jacques Derridas
Die Schrift gegen den Tod. Zu Derridas Kritik der Todesstrafe und der Dekonstruktion der Souveränität – mit einem Rückblick auf seine Benjamin-Lektüre
Der Reader. Jacques Derrida erhielt den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt
Still supporting revolution
Derridas Gespenster
Foucaults Werkzeugkiste
Besprechungen
Mitte und Normalität. Zur Gleichzeitigkeit von moderner Kollektivsymbolik und traditioneller institutionalistischer Symbolik
Wie wir normalisiert werden