Das soeben erschienene 15. Heft der »Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland« setzt sich mit der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus auseinander. Die Aufsätze verdeutlichen an konkreten Beispielen aus dem norddeutschen Raum, dass die Polizei – ob als Geheime Staatspolizei, als Kriminalpolizei, Schutzpolizei oder Ordnungspolizei – in vielfältiger und oft kaum bekannter Weise ein wichtiger Teil des nationalsozialistischen Repressionsapparats war.
Der Verlag schreibt: "Die geplante Einrichtung einer Dokumentationsstätte in Erinnerung an die von der Polizei verübten nationalsozialistischen Gewaltverbrechen im Hamburger »Stadthaus« bildete für die KZGedenkstätte Neuengamme den Anlass, sich mit der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Erste Ergebnisse der hierfür vorgenommenen Recherchen wurden auf einer Wanderausstellung Anfang 2012 im Hamburger Rathaus präsentiert. Ausstellungsbegleitend fand ein Workshop statt, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Forschungen zur Polizeigeschichte vorstellten, die weitgehend die Grundlage für dieses Heft bilden.
Gekennzeichnet sind die Aufsätze durch einen deutlichen Akzent auf Aspekte, die von der Forschung zuvor noch nicht aufgegriffen worden waren. Sie verdeutlichen an konkreten Beispielen aus dem norddeutschen Raum, dass die Polizei – ob als Geheime Staatspolizei, als Kriminalpolizei, Schutzpolizei oder Ordnungspolizei – in vielfältiger und oft kaum bekannter Weise ein wichtiger Teil des nationalsozialistischen Repressionsapparats war.
Marcus Herrberger beschäftigt sich mit der Absetzung des sozialdemokratischen Polizeipräsidenten von Harburg-Wilhelmsburg nach dem »Preußenschlag« vom 20. Juli 1932, Herbert Diercks mit der Hamburger Ordnungs- und Schutzpolizei und Bettina Blum mit der weiblichen Kriminalpolizei vor dem Hintergrund ihrer Entwicklung in den 1920er-Jahren. Martin Hölzl thematisiert am Beispiel von Justus Wohlauf personelle Kontinuitäten in der Hamburger Polizei von der NS-Zeit bis in die 1960er-Jahre.
Weitere Beiträge behandeln bisher wenig bekannte Aspekte aus der Arbeit der Kriminalpolizei, der Geheimen Staatspolizei und der Schutzpolizei im Nationalsozialismus. Im Fokus steht die politisch und rassistisch motivierte Verfolgung vermeintlicher »Feinde« in der deutschen Bevölkerung, die Erweiterung des Feindbegriffs, die Praxis der Erfassung der betroffenen Personengruppen und ihre weitere Verfolgung z. B. durch Einweisung in Konzentrationslager. Hierbei versuchen insbesondere die Beiträge von Bettina Blum und Elisabeth Kohlhaas das Bild der »Männerdomäne« Polizei mit einem Blick auf das weibliche Personal zu ergänzen.
Beiträge zur Rolle der Feuerwehren während der Novemberpogrome 1938 zur Zusammenarbeit von Werkschutz, Stadt- und Landwacht und Kriminalpolizei sowie zur Polizeiverwaltung der Stadt Glücksstadt runden das Themenspektrum ab.
Darüber hinaus informiert auch dieses Heft über aktuelle Entwicklungen in den Gedenkstätten und stellt Gedenkinitiativen sowie neue wissenschaftliche Projekte im norddeutschen Raum vor.
KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Polizei, Verfolgung und Gesellschaft
im Nationalsozialismus ((Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland, Heft 15)
Verlag Edition Temmen, Bremen, 256 S., 69 Abb., 23,8 × 16,8 cm, ISBN 978-3-8378-4045-2, 14,90 EUR
Quelle: Informationen des Verlages, gekürzt.