Die Rosa-Luxemburg-Stiftung/Peter-Imandt-Gesellschaft besuchte den ältesten Windpark im Saarland.
Laut Landesregierung soll sich im Saarland der Anteil der Windenergie in den kommenden vier Jahren verdreifachen. Bisher erzeugen die Windkraftanlagen im Saarland eine Leistung von rund 130 Megawatt. Allein 2013 könnten mindestens weitere 75 Megawatt hinzukommen.
Anlass für die Rosa-Luxemburg-Stiftung/Peter-Imandt-Gesellschaft den ältesten Windpark im Saarland zu besichtigen und uns vor Ort über die Technik und Rahmenbedingen zu informieren. Denn Windräder sind in letzter Zeit sehr ins Gerede gekommen. Neben ästhetischen Fragen: „Windräder verschandeln die Gegend“ und machen durch ihren Lärm und „Schlagschatten“ die Anwohner krank, wird deren Stellenwert als zuverlässige Energieform von manchen angezweifelt.
Rund 20 Teilnehmer, darunter Thomas Lutze, MdB (Fraktion DIE LINKE) und Heike Kugler, MdL (Fraktion DIE LINKE) begaben sich unter Leitung von Thomas Lauer (Ökostrom-Saar) auf den Freisener „Energielehrpfad“. Schon in den 90er Jahren begann man in der Gemeinde Freisen mit der Stromproduktion aus Wind. Damals reichte die erzeugte Energie gerade mal für 100 Haushalte. Im Laufe der Jahre wuchs der Windpark – auch auf anderen Standorten - auf heute insgesamt 18 Windräder unter dem Dach des Windparks Saar. Durch das Ersetzen alter Anlagen durch effizientere (Repowering-Programm), erhöhte sich die erzeugte Strommenge deutlich. Nahezu 5 Prozent der saarländischen Privathaushalte, also etwa 18.500 Haushalte beziehen ihren Strom aus Windkraft. Freisen entwickelte sich so zu einer „Energie-Plus-Gemeinde“, die mehr Energie erzeugt als sie verbraucht. Eine Entwicklung, die auch von der Freisender Bevölkerung einhellig begrüßt wird, wie eine von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken (HTW) durchgeführte Befragung ergab.
Die Kritik von Windkraftgegnern, wonach Vögel und Fledermäuse durch den Freisener Windpark gefährdet seien, kann Thomas Lauer nicht nachvollziehen. Der Windpark beteiligt sich schon seit Jahren an einem „Fledermausmonitoring“. Empfindliche Ultraschall-Messgeräte an den Gondeln der Windräder erfassen dort mögliche Fledermäuse und schalten, für den Fall eines massenhaften Auftretens von Schwärmen in der Nähe der Windblätter, die Räder ab. Auch für die mancherorts durch die Rotoren gefährdeten Rotmilane, sieht Lauer keine Gefahr. Deren Kollisionen seien weniger durch die Anlagengröße als durch den Standort beeinflusst. In Freisen habe man einen so günstigen Standort, dass es sogar kürzlich zur Ansiedlung neuer Rotmilan-Familien kam.
Die Diskussion um Erneuerbare Energien wird, da waren sich alle TeilnehmerInnen einig, in den nächsten Jahren weiter gehen.
Der ehemalige Energiepolitische Sprecher der Linken-Bundestagsfraktion Hans-Kurt Hill, erinnerte an das von seiner Partei (Die Linke) vorgegebene Ziel, nämlich bis zum Jahr 2050 eine 100-prozentige Versorgung aus erneuerbaren Energien - vorrangig bei Ausschöpfung der regional nutzbaren Quellen - zu erreichen. Bei Beachtung des Naturschutzes sollte dies auch im Saarland möglich sein.
Im Rahmen des Energiemix habe die Windkraft darin eine besondere Bedeutung, so Hill.
Im Nachtrag der Exkursion zur Windkraftanlage in Freisen erreichte uns ein Schreiben zum Thema „Windräder vs. Rotmilane“ vom Landesvorsitzenden des Bund für Umwelt- und Naturschutz, Saar (BUND) Christoph Hassel.
Darin teilt Hassel mit, dass der BUND die Energiewende und den Bau von Windrädern im Saarland im Grundsatz begrüße und eine sehr entspannte und pragmatische Sichtweise auf die Problematik Rotmilan hat. Bei Hassel löse die Rotmilan-Debatte Verwunderung aus, wenn anderen Stellen oder Projekten deren Schutz völlig egal ist.
Bei sorgfältiger Planung von Windrädern, beispielsweise mit ausreichenden Abständen zu seinen Horst-Standorten, sollte deren Errichtung problemlos sein. Orientierung geben die Empfehlungen der Vogelschutzwarte, oder - im Einzelfall – Analysen über deren Lebensräume und Aktivitäten. Häufig seien 1.500 m als Puffer um die Horste ausreichend. Ganz könne der Tod eines Rotmilan an einer Windenergieanlage nie ausgeschlossen werden. Es müsse aber darauf ankommen, durch Ersatzmaßnahmen Verbesserungen in der Gesamtpopulation zu erreichen.
Hassel verweist darauf, dass nur 2 bis 4 Prozent des Saarlandes für Windenergieanlagen zur Verfügung stehen (FNP-Planung) und man berücksichtigen muss, dass die Natur nichts Statisches ist und die Dynamik natürlicher Prozesse ein wichtiges Element sei. Man darf daher annehmen, dass der Rotmilan sich an seine Lebensräume anpassen kann und gegebenenfalls seine Horst-Standorte in windkraftfreie Gebiete verlagert.
Die Veränderungen in der landwirtschaftlichen Struktur hält Hassel für einen entscheidenden Faktor. „Wobei auch hinterfragt werden soll, wie sich denn die Population im Saarland in den letzten Jahren tatsächlich entwickelt hat“, so der BUND-Saar-Chef