Nachricht | International / Transnational - Afrika Konferenz zum Uranabbau in Tansania

Unter dem Motto «Uranbergbau – Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt» versammelten sich am Wochenende mehr als 120 internationale ExpertInnen und AktivistInnen aus 16 Ländern in Dar es Salaam/Tansania.

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Die KonferenzteilnehmerInnen waren u.a. aus Mali, Niger, Südafrika, Namibia, Australien, Kanada, USA, Mongolei, Deutschland, Österreich und der Schweiz angereist.

Die zweitägige Konferenz, die von dem tansanischen Legal and Human Rights Centre (LHRC), den http://www.ippnw.de/Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW), dem deutschen Uranium Network und der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dar es Salaam organisiert wurde, diente vor allem einem intensiven Erfahrungsaustausch. TeilnehmerInnen aus Namibia, Südafrika , Niger und Australien – Länder, in denen bereits seit Jahren Uran abgebaut wird – berichteten aus eigener Anschauung über die zahlreichen Gefahren, die mit dem Abbau verbunden sind.

Dabei geht es nicht nur um die dramatischen Gesundheitsgefahren für die im Bergbau Beschäftigten, sondern auch um die lebensbedrohliche Umweltverseuchung, die mit dem Abbau verbunden ist: Wasserverunreinigung, radioaktive Abraumhalden (sogenannte «tailings»), die über lange Jahrzehnte hinweg scharf kontrolliert werden müssen. Fachärzte des IPPNW wiesen auf die vielfältigen Krebsgefahren und genetischen Veränderungen hin, die selbst schon beim Uranabbau sowie der Verarbeitung und dem Transport von nicht angereichertem Uran verursacht werden. Eine Bedrohung, die für viele Menschen in Tansania nun sehr konkret wird. Eine erste Schürfgenehmigung für ein Gebiet am Rande des Selous-Nationalpark wurde vor wenigen Monaten erteilt.

Auch aus wirtschaftlicher Sicht, so die internationalen Experten, ist die Fokussierung auf den Uranabbau und die damit erwarteten Einnahmen mit hohen Risiken verbunden. Durch den tatsächlichen oder geplanten Ausstieg aus der Atomenergie in mehreren Industrieländern und die mühsame, aber stetige Reduzierung von Atomsprengköpfen könnte die Nachfrage nach Uran weiterhin verringert werden. Dadurch würde auch die Solidität der im Urangeschäft tätigen Unternehmen in Frage gestellt. Schon heute müssen einige Uran-Abbaustätten wegen fehlender Rentabilität stillgelegt werden.

Abgesehen von betriebswirtschaftlichen Überlegungen, die nur schwerlich verlässliche langfristige Prognosen zulassen, sind für die Bevölkerung in Uranabbaugebieten die bereits bekannten Langzeitfolgen der Uranförderung absehbar. Bisher konnten in keinem bekannten Fall die gravierenden Umweltschäden beseitigt werden, die im Zuge der Uranförderung entstehen. Noch viele Jahre nach Abzug der Bergbauunternehmen werden die Menschen durch radioaktiven Staub und verseuchtes Grundwasser bedroht sein – so die Erfahrungen aus anderen Ländern.

Der tansanische Gesundheitsminister, der die Konferenz offiziell eröffnete, betonte, dass der tansanischen Regierung die Probleme durchaus bekannt seien. Sie habe Vorkehrungen getroffen, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Erhebliche Zweifel schürte dagegen der Vertreter des nationalen Umweltamtes. Er musste zugeben, dass die tansanische Regierung bisher weder technisch, noch finanziell oder personell in der Lage sei, die von ihr erlassenen Auflagen beim Uranabbau zu kontrollieren. Vielmehr müsse man sich in erster Linie auf die Berichterstattung und die Selbstkontrolle der Bergbauunternehmen verlassen.

Die TeilnehmerInnen der Konferenz stimmten in der Überzeugung überein, dass die Bedrohung durch atomare Massenvernichtungswaffen genauso wie die nicht zu kontrollierenden Gefahren von Atomkraftwerken – Fukushima sorgt auch knapp drei Jahre nach dem GAU noch für immer neue Horrormeldungen – überall politische Entscheidungen befördern sollte, das Uran im Boden zu lassen. Insbesondere die tansanische Regierung wurde in einem Abschlusskommunique aufgefordert, gänzlich auf den Uranabbau zu verzichten. Stattdessen sollten die Ressourcen in umweltverträgliche und gesundheitlich unbedenkliche Technologien investiert werden, an erster Stelle in die regenerative Energieproduktion.

Im Anschluss an die Konferenz traf sich die Afrikanische Uran Allianz, ein Zusammenschluss von NGOs und AktivistInnen, um weitere Aktivitäten zu beraten.

Mehr Information:

Gefährliches Uran in Tansania
Allen Risiken zum Trotz: Tansania will radioaktives Uran abbauen. Umweltschützer warnen vor Gefahren für Mensch und Natur. Auch aus der lokalen Bevölkerung kommt Kritik.
Philipp Sandner, Deutsche Welle, 7.10.2013

Internationale Uran-Konferenz Tansania – Regierung ignoriert Risiken
Weitere Veranstaltungsbericht auf http://umweltfairaendern.de