Als es Stefan Heym in den frühen 1990er Jahren für ein gutes Jahr in die Politik verschlug, kreuzten sich die Wege der linken parteinahen Stiftung und des Querdenkers. Als Mitglied der Bundestagsgruppe der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) wollte er den Ostdeutschen, wie er sagte, eine Stimme geben. Nach seinem Tod 2001 schien Heym jedoch nach und nach aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden. Es war schließlich einem Impuls ehemaliger Wegbegleiter des Schriftstellers zu verdanken, sich ihm gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung wieder anzunähern.
Im Jahr 2013 wäre er 100 Jahre alt geworden. Um den Menschen Heym in den Mittelpunkt zu rücken, ohne ihn zu ikonisieren, organisierte die Rosa-Luxemburg-Stiftung auf Initiative von Lukrezia Jochimsen und Thomas Nord (beide Abgeordnete der LINKEN im Bundestag) im Mai 2012 eine Veranstaltung in der Berliner Volksbühne. Ziel war es, Wegbegleiter und Freunde Heyms zusammenzubringen, um gemeinsam ein vielseitiges Jahresprogramm zu Ehren des Schriftstellers auf die Beine zu stellen. Im Juni, im Rahmen des «Festes der Linken», brachte die Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Unterstützung der Bundestagsfraktion der LINKEN eine szenische Lesung auf die Bühne der Berliner Kulturbrauerei. Franz Sodann hatte in mühevoller Kleinarbeit die Romane, Interviews und Gedichte Heyms studiert und sie zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Auf dieser Basis fand im Dezember 2012, diesmal in Regie der Bundestagsfraktion, eine weitere Lesung statt. Hier gelang es, auch so prominente Persönlichkeiten wie Christoph Hein, Friedrich Schorlemmer oder Jakob Augstein einzubinden.
In Erinnerung an Stefan Heym fanden zahlreiche Lesungen statt, etwa aus dem Bitteren Lorbeer (mit Jochen Kretschmer) oder oder Schwarzenberg (mit Franz Sodann). Die szenische Lesung «Stefan Heym - einer der nie schwieg» wurde noch mehrfach aufgeführt und ist zum letzten Mal am 19.11. in Magdeburg zu sehen. In einem Blog wurden während des Jahres politische Texte und Reden von Stefan Heym, Interviews, Erinnerungen und Rezensionen gesammelt.
Abgeschlossen wird das Erinnerungsjahr mit der Veranstaltung «Die Menschheit kann nur in Solidarität überleben» am 10.11. (Theater im Palais, Berlin). Dort steht der Demokrat Stefan Heym im Mittelpunkt, der direkt gewählte, älteste Abgeordnete des 13. Deutschen Bundestages. Erinnert wird an seine Rede als Alterspräsident am 10. November 1994 und deren Vorgeschichte, eine beispiellose politische Intrige, mit der versucht werden sollte, diese Rede zu verhindern – was nicht gelang.