Berlin war nicht nur zentraler Ort der Novemberrevolution, sondern auch der wichtigste Schauplatz der »Zweiten Revolution« in den Jahren 1919 und 1920. Auf der Basis intensiver Archivstudien zeichnet Axel Weipert ein facettenreiches Bild der Berliner Rätebewegung. Die Schülerräte, die Räte nach dem Kapp-Lüttwitz-Putsch, die Betriebsrätezentrale und die Rolle der Frauen werden erstmals systematisch untersucht. Ebenso kommen entscheidende Ereignisse detailliert zur Sprache: der Generalstreik im März 1919 und die Kundgebung vor dem Reichstag im Januar 1920, bis heute die blutigste Demonstration der deutschen Geschichte. Die Studie liefert aber nicht nur neues Detailwissen, sondern differenziert unser Bild der Revolutionszeit. Der Rätebewegung gelang es auch in ihrer zweiten Phase, eine Massenbasis zu mobilisieren. Dabei stellte sie Forderungen, die mit ihrem umfassenden sozialistisch-demokratischen Anspruch über die Weimarer Ordnung hinauswiesen. Die Revolution war also nicht mit den Wahlen Anfang 1919 abgeschlossen. Die Rätebewegung beweist, dass es in der Arbeiterbewegung noch eine reale Alternative jenseits von Sozialdemokratie und Stalinismus gab.
Axel Weipert:Die Zweite Revolution.Rätebewegung in Berlin 1919/1920; 476 S., 12 Abb., Pb.,ISBN 978-3-95410-062-0, be.bra-Verlag 2015, 32,00 €
Eine Buchvorstellung wird es auch geben: am 13. Juli 2015. In der BAIZ, Schönhauser Allee 26, Berlin. Beginn: 19 Uhr.
Axel Weipert ist Mitglied des Gesprächskreises Geschichte der RLS und Redaktionsmitglied des »Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung«.