Nachricht | Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Kultur / Medien Sachsen-Bilder: Konferenz zu Mythos und Realität einer Region regte zu kritischer Identifikation an

Am Freitag und Samstag kamen in der Alten Nikolaikirche etwa 50 Interessierte zur jährlichen Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen zusammen.

Neben wissenschaftlichen Beiträgen wurden regionalspezifische Positionen aus dem Erzgebirge und der Lausitz sowie politische Analysen vorgelegt. Auf diesen aufbauend wurde in kleineren thematischen Gruppen gearbeitet und deren Ergebnisse wiederum gemeinsam abschließend diskutiert.

Privatdozent Dr. Wolfgang Luutz stellte sieben erforschte politische Mythen in Sachsen vor. So sei etwa der Mythos von Sachsen als Modellregion eine „neoliberale Modernisierungserzählung“. Der Fraktionsvorsitzende der LINKEN Rico Gebhardt untersuchte die Verwendung von Sachsen-Mythen in der Politik. Der Kunsthistoriker Dr. Matthias Donath empfahl, kulturelle Mythen zu verstehen und die Bedürfnisse dahinter zu achten. Für Dr. Gabriele Lorenz, Vorsitzende des Erzgebirgsvereins, ist z. B. „Klöppeln keine Folklore, sondern jahrhundertlang gelebte Tradition“. Sie möchte einen modernen Umgang mit Heimat fördern. Julian Nitzsche als Sorbe und in Berlin lebender Slawist, sprach sich dafür aus, die Vielfalt innerhalb von Gruppen zu zeigen, statt Folklore oder pauschale Zuschreibungen zu praktizieren. Prof. Dr. Peter Porsch warf eine Blick auf das Fremd- und Eigenbild von SächsInnen.

Diskutiert wurde mit MdB Monika Lazar (GRÜNE), Stefan Kausch (Engagierte Wissenschaft e.V.), Dr. Gabriele Lorenz und Dr. Wolfgang Luutz auch über die aktuelle Debatten und Events um die Völkerschlacht, um die Nutzung des Heimatbegriff durch die NPD und andere Rechte, die Facetten von Identität(en) und persönliche Erfahrungen. Als Fazit blieb, erstarrte Selbstbilder und Mythen nicht zu verachten oder zerstören zu wollen, sondern überhaupt erst einmal zu kennen und zu entzaubern, was nicht der Realität entspricht. Ist man zudem Teil von gesellschaftlichen Strukturen und gestaltet auf diese Weise Heimat mit, lässt sich die eine oder andere Geschichte auch leichter mit- und weitererzählen.