Millionen Soldaten aus den Kolonien nahmen an den Kämpfen des Ersten Weltkriegs teil und zahlreiche Kriegsschauplätze lagen außerhalb Europas. Doch selbst nach hundert Jahren ist die Erinnerung an diesen Krieg fast ausschließlich eine europäische. Dabei hatte der Krieg von 1914 bis 1918 Auswirkungen im gesamten globalen Süden und zu einer Neuausrichtung der Welt beigetragen.
Was ist ein Weltkrieg? Die Europäer, die im August 1914 wie von der Leine gelassen aufeinander losgingen, benutzten diesen Begriff schon vor Kriegsbeginn in der festen Überzeugung ihrer eigenen Bedeutung als Zentrum der Welt. Ein Krieg unter den europäischen Großmächten konnte im Zeitalter des Imperialismus nur ein Weltkrieg sein, schließlich hatte man auch Kolonien in der ganzen Welt, und die wurden selbstverständlich mit in den Konflikt hineingezogen. Welt bedeutete also das Europa der Großen nebst kolonialen außereuropäischen Anhängseln.
Diese eurozentrische Sichtweise hat sich in der Geschichtsschreibung und im Geschichtsbewusstsein in den letzten hundert Jahren nur langsam geändert. Für die Regierungen, die sich auf das Gedenken generalstabsmäßig vorbereiten – zumal in England und Frankreich, wo der „Große Krieg“ immer noch eine wesentlich größere Rolle für das historische Selbstverständnis spielt als in Deutschland – , handelt es sich nach wie vor um eine rein europäische Angelegenheit. Die Globalität dieses Kriegs und die Verflechtung mit dem sogenannten „Süden“ der Welt bleiben ausgeblendet.
Der ganze Artikel von Stefan Rinke ist in Heft 168 von SÜDLINK (ehemals: INKOTA-Brief) erschienen und hier online.
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