Thematischer Schwerpunkt im Gesprächskreis am 28. März 2014 waren der Wandel in den Geschlechterverhältnissen in Russland sowie aus aktuellem Anlass die Ereignisse in der Ukraine und deren politische und mediale Spiegelung. Hierzu konnte Tiina Fahrni, Leiterin des Regionalbüros der RLS in Moskau als Referentin gewonnen werden.
Im Sommer 2013 sorgte Russland mit der Einführung des Gesetzes „über den Schutz von Kindern vor Informationen, die ihrer Gesundheit und Entwicklung schaden“, das die „Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen“ unter Minderjährigen verbietet, international für Negativschlagzeilen. Gemäß Umfragen befürwortet eine große Mehrheit der Bevölkerung dieses Gesetz. Derweil ist die traditionelle Familie die unangefochtene Nummer Eins der Lebensmodelle staatlich zum Ideal erhoben. Welche Veränderungen haben insbesondere seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu dieser Werteverschiebung geführt? Welche gesellschaftlichen Mechanismen und Erwartungen an die Ausformung entsprechender Geschlechterrollen prägen den Alltag der Menschen in Russland? (Vgl. auch Beitrag von Tiina Fahrni)
Insbesondere bei der sich anschließenden Diskussion um die politische und mediale Spiegelung der Ereignisse in der Ukraine bot der Gesprächskreis einmal mehr Raum für eine auch bereichsübergreifende Diskussion unter Fachkolleg_innen – in diesem Fall aus dem ZID.
Verfolgte man die Berichterstattung aus Russland und Deutschland, , so Tiina Fahrni, konnte man meinen, es seien zwei verschiedene Geschichten, die einem da erzählt werden: Auf der einen Seite unbedarfte Schilderungen von Menschen aus dem Volk, die hergekommen sind, sich für ein besseres Land, Demokratie und europäische Werte einzustehen, auf der anderen Seite überspitzte Bilder von radikalen, kampfbereiten Nationalisten. Dass beide Narrative auf einer stark selektiven Wahrnehmung beruhen, verweist auch auf einen Rückfall in alte Ost-West-Reflexe.
Koordinatorin des GK «Frauen und Politik»: Eva Schäfer