Nachricht | Zum 90. Geburtstag von Professor Dr. Reinhard Brühl

Am 23. August 2014 begeht Prof. Dr. Reinhard Brühl seinen 90. Geburtstag - die Mitglieder der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, der Vorstand und die Geschäftsführung gratulieren.

Am 23. August 2014 begeht Prof. Dr. Reinhard Brühl seinen 90. Geburtstag. Die Mitglieder der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, der Vorstand und die Geschäftsführung gratulieren ihrem Gründungsmitglied,  Referenten in zahlreichen wissenschaftlichen und politischen Bildungsveranstaltungen, Mitherausgeber der Reihe „Beiträge zur Militärgeschichte und Militärpolitik“ sowie langjährigem Mitglied des Kuratoriums zu seinem „runden“ Jubiläum.

Aus Anlass seines 80. Geburtstages vor zehn Jahren hatte die RLS Brandenburg am 9. September 2004 ein Ehrenkolloquium veranstaltet. 2005 erschien im Schkeuditzer Buchverlag unter dem Titel „Militärgeschichte – Erfahrung und Nutzen“ ein von Detlef Nakath und Lothar Schröter herausgegebener Band, der die Beiträge dieses Kolloquiums publizierte. In diesem Band haben sich frühere Kollegen und Mitstreiter von Reinhard Brühl zu seinem Wirken als Nestor der DDR-Militärgeschichtswissenschaft geäußert bzw. Beiträge zu militärgeschichtlichen Themen publiziert.

Wir wünschen Reinhard Brühl weiterhin Gesundheit und Schaffenskraft und verbinden damit den Wunsch, dass er uns auch zukünftig mit Rat und Tat unterstützt.

Als Anhang veröffentlichen wir an dieser Stelle einen Artikel von Prof. Dr. Bernhard Heimann zum 90. Geburtstag von Reinhard Brühl, der in der Zeitung „Potsdams andere Seiten“ in der Ausgabe Juli 2014 veröffentlicht worden ist.


Bernhard Heimann

Nie wieder Krieg von deutschem Boden

Vorgestellt: Professor, General, Direktor Reinhard Brühl zum 90. Geburtstag

Am 23. August 2014 wird Generalmajor a. D. Professor Dr. Reinhard Brühl 90 Jahre alt. Er war von 1961 bis 1989 Direktor des Militärgeschichtlichen Instituts der DDR in Potsdam. Für seine Freunde und Genossen Grund genug, Leben und Wirken des Jubilars zu würdigen.

Reinhard Brühl wurde in einer Arbeiterfamilie in Chemnitz geboren. Der Lehre als Maschinenschlosser folgten Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft. Nach Besuch und Mitarbeit in einer Antifa-Schule kam er im Dezember 1949 in die DDR  und war bereit, Aufgaben als Lehrer in der Volkspolizei zu übernehmen. Daraus wurden schließlich fast 40 Jahre Dienst in den bewaffneten Kräften, zunächst in verschiedenen Funktionen an Lehreinrichtungen, u. a. als Lehrstuhlleiter für Geschichte an der Militärakademie der NVA in Dresden. Der Teilnahme am Fernstudium Militärgeschichte an der Karl-Marx-Universität in Leipzig schloss sich eine außerplanmäßige Aspirantur an,  die er 1967 mit der Promotion zum Doktor der Philosophie abschloss. Mit der Dissertation zur Militärgeschichtsschreibung des preußisch-deutschen Generalstabes  betrat er Neuland in der Geschichtsforschung der DDR.  Nicht zuletzt ist es sein Verdienst, die militärhistorische Hinterlassenschaft von Scharnhorst und Clausewitz ins rechte Licht gerückt zu haben. 1973 entstand daraus das Buch „Militärgeschichte und Kriegspolitik“.

Bescheiden und verständnisvoll

Reinhard Brühl wurde im Dezember 1961 zum Direktor des Instituts für Deutsche Militärgeschichte in Potsdam ernannt mit dem Auftrag, die Institution zu einer wissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtung zu entwickeln. Vor allem ging es darum, die Offiziere und zivilen Mitarbeiter zur selbständigen wissenschaftlichen Arbeit zu befähigen und  Bedingungen für eine schöpferische Tätigkeit zu schaffen. Dazu trug der Direktor mit seinem klugen und verständnisvollen Leitungsstil sowie mit Impulsen für das wissenschaftliche Leben in erheblichem Maße bei. Dies und seine  Bescheidenheit brachten ihm eine hohe Wertschätzung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein. Dass die Leistungen des Instituts und seines Direktors anerkannt wurden, bewiesen die Berufung Reinhard Brühls zum Ordentlichen Professor 1970 und die Ernennung zum Generalmajor 1979. Von der Achtung in der Geschichtswissenschaft zeugen die Wahl in das Präsidium der Historikergesellschaft der DDR und seine Mitarbeit in der Internationalen Kommission für Militärgeschichte, von 1985 bis 1990 als einer ihrer Vizepräsidenten. Er hat sich unter den Militärhistorikern von Moskau bis Warschau, von Paris bis Washington, von Stockholm bis Tel Aviv Ansehen erworben.

Der Direktor des MGI konnte durch seine Teilnahme an Kongressen der Kommission und die Mitarbeit an der Internationalen Zeitschrift für Militärgeschichte die Auffassungen der Militärgeschichtswissenschaft der DDR wirksam vertreten, so in seinem Geleitwort zu deren Ausgabe von 1989 zu den Jahrestagen der beiden Weltkriege: Nicht zuzulassen, dass jemals wieder Krieg von deutschem Boden ausgeht sei Grundsatz der Politik der DDR und das entscheidende Motiv historischer und militärhistorischer Forschung und Publikation.

Friedenspolitischer Auftrag der NVA

Seine Aufgaben ließen ihm nur begrenzte Zeit für eigene Forschung. Trotzdem zeugen über 40 Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften oder Sammelbänden davon, dass er in vielfältiger Weise zu Problemen der Militärgeschichte Stellung bezog. Außerdem stecken in seiner Tätigkeit als Leiter von Autorenkollektiven oder Herausgeber von militärhistorischen Publikationen viele seiner Erkenntnisse und Erfahrungen. Das trifft namentlich auf das zweibändige „Wörterbuch zur Deutschen Militärgeschichte“ zu, das 1985 erschien und das in vielem seinen Wert bis heute behalten hat.

Das Wirken als Militärhistoriker war für Professor Brühl nicht beendet, als er im Sommer 1989 in den Ruhestand versetzt wurde. Kritisch und selbstkritisch setzte er sich mit der Entwicklung der Militärpolitik der SED und der Militärgeschichtsschreibung der DDR auseinander. Das belegen zahlreiche Beiträge auf Konferenzen und in Publikationen. Bei aller kritischen Sicht wehrte er sich beweiskräftig gegen den Zeitgeist der Verleumdung und Delegitimierung der DDR. Er unterstrich, dass die Soldaten und Offiziere der NVA ihren Dienst in der Überzeugung leisteten, zum Schutz ihrer Heimat, des Sozialismus und des Friedens beizutragen. „ Das Wort vom friedenspolitischen Auftrag ihrer Armee war für sie keine bloße Propagandafloskel“, betonte der Generalmajor a. D.

Reinhard Brühl nimmt noch immer am wissenschaftlichen Leben Anteil, engagiert sich im Brandenburger Verein für politische Bildung „Rosa Luxemburg“, zu deren Mitbegründern er gehört, sowie in der Partei DIE LINKE.

Für seine Lebensleistung gebührt dem Jubilar Dank und Anerkennung, verbunden mit dem Wunsch, auch den 100. Geburtstag mit ihm feiern zu können.