Jubelnde Soldaten fahren in geschmückten Eisenbahnwaggons an die Front, feiernde Menschenmassen bevölkern die Straßen, klassenübergreifend wird die Vaterlandsverteidigung beschworen – Bilder vom August 1914, die fest im kollektiven Gedächtnis verankert sind. Doch war diese Kriegsbegeisterung tatsächlich klassenübergreifend? Der Vergleich der britischen und der deutschen Arbeiterbewegung zeigt, dass die Haltungen der Arbeiter zu Krieg und Gewalt vor allem von Ablehnung gekennzeichnet waren. Getrieben von ethisch motiviertem Pazifismus oder politisch begründetem Antimilitarismus opponierten sie gegen die zahlreichen Kriege und Krisen des Imperialismus im frühen 20. Jahrhundert. Erst im Sommer 1914 wurden sie dabei von ihren Parteien im Stich gelassen.
Jörn Wegner: "Die Kriegs- und die Kolonialfrage in der britischen und deutschen Arbeiterbewegung im Vergleich 1899–1914", ISBN 978-3-86331-188-9, 384 Seiten, 24 Euro Metropol-Verlag, Berlin 2014).
Das von der RLS finanziell geförderte Buch entstand aus einer von Mario Kessler betreuten Dissertation an der Universität Potsdam.