Die Veranstaltung am 30. und 31.7.2015, organisiert vom Philosophischen Institut der Universität Wuhan und dem Pekinger Büro der Rosa–Luxemburg–Stiftung, war als Workshop angelegt und diente sowohl der Vorstellung aktueller Arbeiten zu Rosa Luxemburg als auch – und das vor allem – der Diskussion der bisher erschienenen und in Arbeit befindlichen Ausgaben der Werke Rosa Luxemburgs. Der Grund dafür ist das Vorhaben der chinesischen Seite, eine chinesische Rosa Luxemburg Werkausgabe zu realisieren. Das ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil es in China die erste Werkausgabe einer westlichen Marxistin nach der Marx-Engels-Gesamtausgabe wäre.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops waren deshalb Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit Luxemburg beschäftigen, aber auch vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer von anderen Institutionen aus Peking.
Nach den Begrüßungsreden, in denen das Ziel des Workshops, der Stand der Arbeit und bestimmte Rahmenbedingungen vorgestellt wurden, begannen die inhaltlichen Beiträge mit anschließenden gesetzten Kommentaren und der offenen Diskussion, die zum Teil auch schon während der Beiträge einsetzte. Methodisch war diese Vorgehensweise sehr effektiv.
Frau Prof. He Ping, wesentliche Initiatorin der konsequenten Arbeit zu Rosa Luxemburg an der Wuhan Universität, stellte in ihrem Beitrag die historische Rezeption Rosa Luxemburgs in China dar. Zusammen mit dem Beitrag der Leiterin des Verlages (People’s Publishing House) ergab sich ein beeindruckendes Bild der Entwicklung des Umganges mit Rosa Luxemburg in China bis zum Entschluss, ihre gesammelten Werke herauszugeben.
Die Darstellung der laufenden Arbeiten durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung an der Herausgabe der Gesammelten Werke Rosa Luxemburgs, die eine Fortsetzung der weißen Werkausgabe aus der DDR darstellt, wurde mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen. Die Ergänzungsbände 6 (erschienen 2014) und 7 (erscheint voraussichtlich 2016), die von Prof Annelies Laschitza und Eckehard Müller bearbeitet werden, fanden großes Interesse. Die von Holger Politt übersetzten und zusammengestellten ca. 3.000 Seiten polnische Schriften von Rosa Luxemburg wurden von Prof. Peter Hudis, Herausgeber der englischen Ausgabe der Luxemburg Werke, als eine äußerst wertvolle Bereicherung für die gesamte Luxemburg–Forschung bezeichnet. Holger Politt stellte in seinem Beitrag das polnische Umfeld Rosa Luxemburgs und ihre ersten polnischen Schriften in Fotos dar, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr beeindruckte. Diese polnischen Schriften werden in der weißen Werkausgabe die Bände 8 und ff. füllen.
Prof. Peter Hudis stellte die englische Ausgabe der Luxemburg-Werke in ihrer Gesamtheit als thematische Ausgabe vor. Diese Ausgabe wird wesentlich durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt – sowohl inhaltlich als auch finanziell. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung engagiert sich außerdem bei der Übersetzung von Luxemburg- Arbeiten in Türkisch, Arabisch, Portugiesisch und Französisch.
Diskussionen gab es über die sprachliche Grundlage der Chinesischen Ausgabe. Entschieden wurde vom Leiter der Gruppe aus Peking, dass die deutsche Ausgabe und die originalen polnischen Schriften ins Chinesische übersetzt werden. Die Chinesische Ausgabe soll eine chronologische werden. Das bedeutet, dass alle zurzeit laufenden Arbeiten an der deutschen Ausgabe chronologisch in die Chinesische Ausgabe aufgenommen werden müssen. Dieser sicher nicht so einfache Arbeitsprozess muss noch genauer geregelt werden.
Zu den Forschungsbeiträgen über Rosa Luxemburg gehörten:
• Wu Xinwei: Tadeusz Kowalik and his Contribution to Rosa Luxemburg study
• Zhao Kairong: Rosa Luxemburg on Lenin
• Li Dianlai: Rosa Luxemburg and Political Philosophy
Der gesamte Workshop war außerordentlich konstruktiv und ergebnisorientiert. Von Seiten der Rosa-Luxemburg-Stiftung wurde Unterstützung für die Arbeit an der Chinesischen Ausgabe signalisiert, welche die inhaltliche, wissenschaftliche und editorische Arbeit betrifft.
Besondere Freude löste das Geschenk der Rosa-Luxemburg-Stiftung für Frau Prof He Ping aus: das Herbarium der Rosa Luxemburg.
Die Wuhan Universität hat dieser Workshop mit großem Engagement und erheblichem Kraftaufwand durchgeführt. Dank sei dem Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Peking gesagt, das in Vorbereitung und während des Workshops ausgezeichnet gearbeitet hat.
Bericht von Evelin Wittich und Holger Politt