Anmerkungen zur Loukanikos-Debatte in ak und zur Diskussion »History is unwritten«.
Linke Geschichtspolitik kritisiert – nach dem Motto „Angreifen und Stören“ - die herrschende Geschichtspolitik in ihrem Streben nach Legitimation des Gegenwärtigen und in ihrem Anliegen, Verbrechen der Vergangenheit zu entschuldigen und zu verharmlosen. Zum zweiten bringt sie die eigene, linke Geschichte, also auch die der Verlierer_innen und Besiegten, ans Licht (Loukanikos nennt das „Ausgraben und Erinnern“).
Bisher wurde viel darüber diskutiert, ob linke Geschichtsarbeit eigene Mythen und Erzählungen benutzen sollte oder besser die Finger davon lassen sollte, da Mythen immer homogenisieren, vereinfachen und (deswegen) autoritär sind. Zu diesem Themenkreis gehört auch die Frage, auf welche Momente und – sprechen wir es ruhig aus – Traditionen sich die Linke überhaupt positiv bezieht und wenn ja, in welcher Form. Ein dritter Themenkreis fragt schließlich nach den Formen kritischer Geschichtspolitik, vor allem anhand des Verhältnisses von „Akademie“ und „Bewegung“, von Wissenschaft und Protest.
Ich möchte mit diesem Text Aspekte in die Debatte um linke Geschichtspolitik einbringen, die in vielen Beiträgen bisher vernachlässigt wurden. Dies betrifft die Frage nach dem Subjekt der linken Geschichtsschreibung als auch theoretische Aspekte. Hier vor allem den Scheingegensatz zwischen Marxismus und Dekonstruktivismus und die damit verbundene Frage nach der inneren Stimmigkeit persönlich-politischen Handelns. Die Bedeutung der Kunst und der Wissensvermittlung über die Wissenschaft hinaus sind Themen, mit denen sich eine intensivere Beschäftigung lohnen würde.
Das vollständige Manuskript nachfolgend als PDF. Die gedruckte Fassung ist in "analyse und kritik" Ausgabe 607 vom 18. August 2015 erschienen.