Am 25. Januar haben wir mit unseren Mitgliedern, Kooperationspartnern, Referent/innen, mit Vertretern der Bundes- und Landespolitik und Freundinnen und Freunden der Stiftung den Auftakt in ein neues Jahr linker politischer Bildungsarbeit begangen. Unserer Einladung in das Potsdamer Filmmuseum folgten insgesamt 140 Menschen. Der Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg Steffen Kludt setzte in seiner Begrüßungsrede die thematische Klammer des Abends: die Fluchtbewegung nach Deutschland und Europa und die wachsenden Risse zwischen den Ländern der Europäischen Union. Angesichts der nationalistischen, rassistischen und antidemokratischen Entwicklungen und des politischen Orientierungsverlusts vieler Menschen stehe die politische Bildung vor wichtigen Aufgaben.
Die Bedeutung der politischen Bildung insbesondere in der derzeitigen politischen Situation betonte auch der Finanzminister und stellvertretende Ministerpräsident des Landes Brandenburg Christian Görke, der mit seiner Rede das Programm eröffnete. Als politische Herausforderung für 2016 sprach er unter anderem die drohende Renationalisierung Europas an, der entgegengewirkt werden müsse. Dieser Aspekt leitete thematisch über zu einem der Höhepunkte der Veranstaltung , der Verleihung des wissenschaftlich-publizistischen Förderpreises. Die ausgezeichnete Arbeit des Preisträgers Jan-Hauke Plaßmann widmet sich der Frage, wie Demokratie jenseits von Nationalstaatlichkeit zu denken sei.
Jährlich wird der wissenschaftlich-publizistische Förderpreis der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg für eine Arbeit vergeben, die sich einem gesellschaftspolitischen Thema im Geiste Rosa Luxemburgs widmet. Der Preis umfasst ein Preisgeld in Höhe von 500€ sowie die Kosten für die Drucklegung. Dieses Jahr war es besonderen Umständen zu verdanken, dass der Preis auf zwei Bewerber/innen verteilt wurde. Da es sich bei der Arbeit des Preisträgers Jan Hauke Plaßmann um eine Dissertation handelt, die noch nicht zum Druck freigegeben ist, konnten die Kosten der Publikation der zweitplatzierten Arbeit übernommen werden. Diese Arbeit von Serfiraz Özlem Demir wurde vom Kuratorium der RLS Brandenburg nicht nur für ebenfalls preiswürdig gehalten, sondern sie befriedigt zugleich – wie der Vorsitzende des Kuratoriums Dr. Wolfgang Girnus in seiner Laudatio betonte – ein höchst aktuelles politisches Bedürfnis: Es geht um die kulturell und an asylrechtliche Aufenthaltsbedingungen angepasste Psychoedukation für Asylsuchende in Deutschland. Ausgezeichnet wurde also die Dissertation von Jan-Hauke Plaßmann mit dem Titel „Demokratie jenseits welchen Staates? Eine Untersuchung und Neuausrichtung der normativen und konzeptionellen Grundlagen der Debatte um Demokratie jenseits des Nationalstaats“ und gedruckt wurde die Arbeit von Serfiraz Özlem Demir „,Gesundheitsteegarten‘ – Entwicklung und Evaluation einer angepassten Psychoedukation für Asylsuchende“.
Passend zur Thematik „Flucht und Migration“ und den nationalistischen und rassistischen Reaktionen darauf haben wir uns bei der Veranstaltung in dokumentarischer und musikalischer Form mit dem Leben und Wirken von zwei Geflüchteten auseinander gesetzt: mit Pablo Neruda und Mikis Theodorakis. In dem vorgeführten Dokumentarfilm „Canto General“ von Joachim Tschirner aus dem Jahre 1982 werden die Lebenswege und das politisch-künstlerische Engagement von Neruda und Theodorakis zu einer beeindruckenden Geschichte der Entstehung und Vertonung des „Canto General“ verflochten. Der Abend wurde musikalisch vom Künstlerkollektiv „Quijote“ aus Chemnitz begleitet, das Lieder von Mikis Theodorakis in deutscher Nachdichtung spielte und sang und den Abend mit einem Stück aus dem „Canto General“, „Los Libertadores“/“Die Befreier“, beschloss. Mit diesen Gedanken an die standhaften Verteidiger linker Ideale verbinden wir die Hoffnung, den kommenden politischen Herausforderungen mit politischer Aufklärung und Bewusstseinsbildung begegnen zu können.