Nachricht | Deutsche / Europäische Geschichte - GK Geschichte - Spanischer Bürgerkrieg Hewer: Saarländer als Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939, Saarbrücken 2016

"Über drei Viertel der 244 Spanienkämpfer_innen waren Kommunist_innen und alle kamen aus dem Arbeitermilieu..."

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Max Hewer hat 244 Biografien von Saarländer_innen zusammengetragen, die im „Spanischen (Bürger-)Krieg“ auf Seiten der Republik kämpften. Sein Buch besteht aus zwei Teilen. Auf den ersten 40 Seiten unternimmt er eine gruppenbiographische Studie, um danach die in der weiten Überzahl männlichen Saarländer_innen vorzustellen. Er erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, kann aber eine weit überproportionale Beteiligung des vergleichsweise kleinen Saarlandes am Kontingent der deutschen Interbrigadist_innen nachweisen. Diese hatte historische, in der spezifischen Situation des Saarlandes liegende Gründe. Viele derer, die ab 1936 in Spanien kämpfen, hatten das Saarland nach der Saarabstimmung im Januar 1935 bereits verlassen und waren nach Frankreich emigriert. Damals flohen 8000 Saarländer_innen ins Ausland.

Über drei Viertel der 244 Spanienkämpfer_innen waren Kommunist_innen und alle kamen aus dem Arbeitermilieu, waren Bergleute oder Handwerker. Nur elf von ihnen hatten überhaupt eine militärische Ausbildung durchlaufen, bevor sie nach Spanien gelangten. Die Hälfte der 244 war zwischen 1900 und 1909 geboren, also bei Kriegsbeginn schon etwas älter, weitere 65 waren zwischen 1910 und 1918 geboren. Zum Verbleib macht Hewer stellenweise leicht voneinander abweichende Angaben: Ungefähr 25 schließen sich nach dem „Bürgerkrieg“ der französischen Resistance an, ungefähr 85 sind später in Deutschland im Gefängnis oder im Konzentrationslager, 67 sterben in Spanien.

Nach ihrer Rückkehr stoßen die (ehemaligen) Interbrigadist_innen auf Ablehnung und Misstrauen, hatten sie doch im Ausland auch gegen Deutsche gekämpft. Sie mussten nun um Wiedergutmachung und für dürftige Entschädigungen kämpfen. Sie hatten ihre vitalsten Jahre, einige bis zu zehn, in Krieg, Gefangenschaft und Emigration verbracht. Viele privatisieren und nur wenige finden den Anschluss an ihr kulturelles und politisches Milieu wieder.

Der 1987 geborene Autor, der auch Mitglied des Vorstandes der Peter Imandt-Gesellschaft/ RLS Saarland ist, hat in den Akten des Saarbrücker Landesentschädigungsamtes, in privaten Archiven von Saarländer Antifaschisten und im Bundesarchiv/ SAPMO eine beeindruckende Forschungsarbeit geleistet. Die Würdigung der deutschen Spanienkämpfer_innen, die unter Einsatz ihres Lebens für Antifaschismus und Demokratie stritten, steht immer noch aus – darauf weist dieses wichtige Buch eindringlich hin.

Max Hewer: Von der Saar zum Ebro. Saarländer als Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg 1936-1939, Blattlaus Verlag, Saarbrücken 2016, 288 Seiten, 26 EUR