Nachricht | Parteien- / Bewegungsgeschichte - GK Geschichte Findus/M. Schulze von Glaßer: Kleine Geschichte der Kriegsgegnerschaft. Friedensbewegung und Antimilitarismus von 1800 bis heute; Münster 2016

"...fundierte Einführung in einem innovativen Format..."

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Die antimilitaristische Bewegung des globalen Nordens hat eine zweihundertjährige Geschichte, die nun in einem Sachcomic erzählt wird. Bereits 1815 wird in den USA die erste Friedensgesellschaft gegründet, ein Jahr später eine in Großbritannien. Die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG) hat bei Beginn des Ersten Weltkrieges 10.000 Mitglieder, darunter sehr viele Frauen. Zu diesen eher pazifistisch geprägten, und aus dem Bürgertum kommenden Organisationen ist die antimilitaristische Bewegung der Arbeiterklasse gleichrangig hinzuzudenken. Gleichwohl ist die Friedensbewegungen absolut randständig, da militaristische Organisationen des Kaiserreichs weit mehr Mitglieder haben, der Kyffhäuserbund allein z.B. 2,8 Millionen.

Der Erste Weltkrieg führt aufgrund der Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten zu einem Niedergang der Arbeiterbewegung, während die pazifistische Bewegung einen „Aufschwung“ erfährt: 1921 werden z.B. die War Resisters International (WRI) gegründet.

Nach dem zweiten Weltkrieg wird in Deutschland spektrenübergreifend – und erfolglos – gegen die Wiederbewaffnung demonstriert. Während dieser Phase und auch danach ist die Beratung von Kriegsdienstverweigerern eine wichtige Hauptaufgabe der Friedensbewegung. Ab 1958 beginnt in Deutschland und anderen Ländern die Ostermarschbewegung und zehn Jahre später der Protest gegen den Vietnamkrieg. 1972 wird die anarchistische Graswurzelrevolution gegründet, Mitte der 1970er Jahre hat die DFG-VK in Westdeutschland 12.000 Mitglieder. Ab 1979 beginnt die neue Friedensbewegung, die um 1982/83 im Protest gegen die sog. „Nachrüstung“ ihren Höhepunkt hat.

Die Jugoslawien- und Golfkriege und dann die Attentate des 11. September 2001 wirbeln die Friedensbewegung und die Linke dann gehörig durcheinander. Den Schluss des Bändchens bildet die Kritik der aktuellen Imagekampagne der Bundeswehr und die Kritik militärischer Forschung.

Diese Geschichte wird im Schnelldurchlauf erzählt, konkret in einem Dialog zwischen einem jüngeren, radikaleren Antimilitaristen und einer älteren Pazifistin, die jeweils aus ihrer Position heraus erzählen und interpretieren, so dass verschiedene Sichtweisen aufscheinen.

Dieser Sachcomic ist eine kurze, aber fundierte Einführung in einem innovativen Format: Comic-Elemente und Fließtext. Einzig die Gestaltung der Sprechblasen ist nicht gelungen. Diese sind in Versalien gehalten und nicht so gut lesbar.

Findus/M. Schulze von Glaßer: Kleine Geschichte der Kriegsgegnerschaft. Friedensbewegung und Antimilitarismus von 1800 bis heute; Unrast Verlag, Münster 2016, 78 Seiten, 9,80 EUR