Ein Sit-In an der Uni, die Blockade eines Naziaufmarsches, die Entführung eines Lobbyisten, Farbbeutel gegen ein Militärgebäude: Das sind nur einige Beispiele politischer Aktionen. Sie sind ein Grundelement des politischen Aktivismus - und alle politischen Zusammenhänge, wollen sie kein geschlossener Lesekreis sein, bedienen sich ständig aus dem linken Methodenkoffer. Einen Beitrag zur Theoretisierung politischer Aktionen leistet die Politikwissenschaftlerin Christiane Leidinger. Sie stellt klar: Aktionen sind nicht mit Aktivismus gleichzusetzen: »Während eine politische Aktivität wie eine kritische Diskussionsveranstaltung einen Sachverhalt als solchen begreifen und benennen will, geht es bei einer politischen Aktion zentral darum, in diesen Sachverhalt - symbolisch oder real - verändernd einzugreifen«. Die Autorin systematisiert politische Aktionen und differenziert die unterschiedlichen Formen. Dabei blickt sie nicht aus wissenschaftlich-»neutraler« Position von außen auf den Gegenstand, sondern als Aktivistin. Feministische Aktionen haben einen besonderen Stellenwert. Das Buch ist kein wissenschaftlicher Selbstzweck, um besser kategorisieren zu können. Die Systematisierungen zielen darauf ab, politische Aktionen tiefergehender zu analysieren und zu verstehen. Ein weiterer Gebrauchswert: Die dargelegte Bandbreite politischer Aktionen kann durchaus anregend sein. Auch liefert das Buch nützliche Hinweise, um die politischen Handlungen zu reflektieren.
Christiane Leidinger: Zur Theorie politischer Aktionen. Eine Einführung. Edition Assemblage, Münster 2015. 154 Seiten, 12,80 EUR
Diese Rezension erschien zuerst in "analyse und Kritik" Nr. 621 (15.11.2016).