Pressemeldung | «Europas Sweatshops»

Moderne Sklaverei in der Bekleidungsindustrie ‹Made in Europe› - Neuer Bericht der Clean Clothes Campaign dokumentiert Armutslöhne und Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie Ost- und Südosteuropas - Veröffentlichung am 9. November 2017 um 8.00 Uhr – Bericht vorab mit Sperrfrist (9.11., 8 Uhr) erhältlich - Interview mit den Autorinnen möglich, vom 7.-9.11. in Berlin

Am 9. November 2017 veröffentlicht die Clean Clothes Campaign (CCC) in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung ihren Bericht «Europas Sweatshops» zu Armutslöhnen und Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie in Ost- und Südosteuropa. Der Bericht dokumentiert schwere Missstände in den Produktionsstätten internationaler Modekonzerne in Ost- und Südosteuropa. Befragt wurden 110 Arbeiterinnen und Arbeiter in Schuh- und Modefabriken in Ungarn, Serbien und der Ukraine. Die Ergebnisse sind erschreckend: Die Löhne decken trotz massiver Mehrarbeit nur einen Bruchteil der tatsächlichen Lebenshaltungskosten. Die Hauptauftraggeber der Schuh- und Modefabriken sind große Modekonzerne wie Benetton, Esprit, Geox, Triumph und Vero Moda. Der vollständige Bericht und die Länderprofile werden ab dem 9.11. online abrufbar sein.

Viele Näherinnen in der Ukraine verdienen nur 89 Euro im Monat, wie die Autorinnen Oksana Dutchak und Bojana Tamindzija herausfanden. Ein existenzsichernder Lohn, von dem eine Familie leben kann, müsste jedoch vier- bis fünfmal höher sein. Hinzu komme, dass die Produktionsvorgaben nur durch viele unbezahlte Überstunden erfüllt werden könnten. Für die Modekonzerne stellen die Länder Ost- und Südosteuropa ein Billiglohnparadies dar. Das Label «Made in Europe» suggeriert, dass in Europa hergestellte Kleidung unter fairen Bedingungen produziert wird. Das Gegenteil ist der Fall: Viele der 1,7 Millionen Beschäftigten in den Bekleidungsfabriken leben in Armut, sind überschuldet und überarbeitet. Eine Arbeiterin aus Ungarn bringt es auf den Punkt: «Manchmal haben wir einfach nichts zu essen.» Eine weitere berichtet: «Unser Lohn reicht gerade, die Rechnungen für Strom, Wasser und Heizung zu bezahlen.»

In der Branche herrsche eine Atmosphäre der Einschüchterung. Ständig werde mit Kündigung und Verlagerung gedroht. «Die Beschäftigten fühlen sich als Sklaven im 21. Jahrhundert», sagt Bettina Musiolek, Ko-Autorin und Regional-Koordinatorin der CCC. Die Hauptprofiteure vom Billiglohnsystem in der Region seien internationale Modekonzerne. Die Fabriken der interviewten Arbeiterinnen und Arbeitern produzierten unter anderem für Benetton, Esprit, GEOX, Triumph und Vero Moda. Musiolek weiter: «Wir fordern die Unternehmen auf, existenzsichernde Löhne zu zahlen und gemeinsam mit den Zulieferfabriken die aufgedeckten Missstände zu beseitigen.»

Bojana Tamindzija ist Vorstandsmitglied des Webportals MAŠINA und die Autorin des Länderprofils zu Serbien, dessen Ergebnisse am 9.11. erstmalig vorgestellt werden. Gern stelle ich Ihnen den Bericht vorab mit einer Sperrfrist zur Verfügung. Oksana Dutchak ist Autorin des Länderprofils zur Ukraine und stellvertretende Direktorin des Zentrums für Sozial- und Arbeitsstudien in Kiew (Ukraine). Die Autorinnen und Bettina Musiolek (CCC), stehen Ihnen vom 7. bis 9. November für Interviews zur Verfügung.

Ich möchte Sie auch auf die Diskussionsveranstaltung «Vier Euro dafür, dass ich den ganzen Samstag arbeite. Europas Sweatshops – moderne Sklaverei bei unseren Nachbarn» hinweisen, die am 9. November 2017 um 16.00 Uhr im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin stattfindet.

Über Ihr Interesse und Ihre Berichterstattung würde ich mich freuen. Wenden Sie sich mit Ihrem Interviewwunsch bitte an mich.

Mit freundlichem Gruß,

Jannine Hamilton
Presse | Rosa Luxemburg Stiftung
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