Pressemeldung | Jörg-Huffschmid-Preis wird verliehen

Debattenbeiträge zu alternativer Wirtschaftspolitik werden ausgezeichnet - 6. Dezember 2017, 18 Uhr, Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin

Jörg-Huffschmid-Preis 2017 geht an Dr. Ulaş Şener und Etienne Schneider

Mittwoch, 6. Dezember, 18.00 Uhr, Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, Berlin

Die jungen Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Dr. Ulaş Şener und Etienne Schneider werden mit dem diesjährigen Jörg-Huffschmid-Preis ausgezeichnet. Die Auszeichnung im Gedenken an das wissenschaftliche Werk und gesellschaftspolitische Engagement des 2009 verstorbenen Bremer Ökonomen Jörg Huffschmid wird alle zwei Jahre durch den Wissenschaftlichen Beirat von Attac Deutschland, die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, die EuroMemo-Gruppe und die Rosa-Luxemburg-Stiftung vergeben. Die Preisverleihung findet am 6. Dezember in Berlin statt.

Die Dissertation «Die relative Autonomie der Zentralbank – Eine politökonomische Analyse der türkischen Geldpolitik nach 2001» von Ulaş Şener ist nach Ansicht der Jury sowohl für die wirtschaftswissenschaftliche als auch eine wirtschaftspolitische Diskussion um die Rolle der Zentralbank äußerst relevant, weil sie einen wichtigen Aspekt der sogenannten Neutralität des Geldes für die Gesamtwirtschaft kritisch untersucht. Nach der gegenwärtig herrschenden Vorstellung ist die Unabhängigkeit von Zentralbanken notwendig und geeignet, um eine politische Indienstnahme der Geldpolitik zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu vermeiden, die zur Inflation führen würde. Şener zeigt am Fallbeispiel der Türkei, dass die formelle Unabhängigkeit der Zentralbank und eine regelorientierte Geldpolitik keineswegs mit deren Entpolitisierung gleichzusetzen sind. Die Ergebnisse sind nicht allein für das Beispiel Türkei, sondern generell für die Formulierung alternativer Wirtschaftspolitik von Bedeutung: Zentralbanken sind allenfalls relativ autonom und können sich von politischen Eingriffen nicht abkoppeln. Die Dissertation von Ulaş Şener ist im Universitätsverlag Potsdam erschienen.

In der Magisterarbeit «Raus aus dem Euro – rein in die Abhängigkeit? Monetäre Dependenz und außenwirtschaftliche Restriktionen alternativer Wirtschaftspolitik unter den Bedingungen der Eurozone und des Weltmarktes» untersucht Etienne Schneider die Möglichkeiten und Grenzen einer Strategie eines «linken Exits» aus dem Euroraum. Damit ist sie für die linke Diskussion um eine alternative Wirtschaftspolitik äußerst relevant. Zunächst zeigt Schneider, dass eine alternative Wirtschaftspolitik in den Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion schnell an Grenzen stößt. Allerdings würde der Austritt eines Staates aus der Währungsunion Abhängigkeiten, die sich aus der internationalen Arbeitsteilung ergeben, auch nicht beseitigen. Solange die Währungsunion als Ganze nicht grundlegend reformiert wird, ist der Austritt aus der Eurozone zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, um den Handlungsspielraum für eine soziale und ökologische Entwicklung insbesondere in den Staaten der europäischen Peripherie zu erweitern. Die Arbeit von Etienne Schneider wurde im VSA-Verlag publiziert.

Der Jörg-Huffschmid-Preis wird in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen. Diesmal wird die Auszeichnung für Studienabschlussarbeiten und Dissertationen vergeben, die sich mit der politischen Ökonomie der Finanzmärkte befassen – eines der zentralen Arbeitsfelder des Namensgebers des Preises.

Wenn Sie Fragen zu den Publikationen haben, wenden Sie sich gern an Stefan Thimmel (stefan.thimmel@rosalux.org oder telefonisch 030/44310-434).

Über Ihr Interesse an der Preisverleihung und den ausgezeichneten Arbeiten würden wir uns freuen. Ebenso über Ihre Anmeldung zur Teilnahme unter herrmann@esosc.eu.

Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß,

Jannine Hamilton

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