Pressemeldung | Vermögensteuer: Höchste Zeit für Rückverteilung

Neue Studie: „Reichtum rückverteilen. Plädoyer für die Wiedererhebung der Vermögensteuer mit progressivem Tarif.“

Reichtum rückverteilen
picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung veröffentlicht heute eine neue Studie von Axel Troost und Rainald Ötsch zur Ausgestaltung einer Vermögensteuer. Die Autoren unterbreiten darin praktikable Vorschläge zur Umsetzung und setzen das Konzept ins Verhältnis zu Instrumenten wie etwa der Erbschaftsteuer oder einer Vermögensabgabe. Eine progressive Vermögensteuer würde demnach – je nach Ausgestaltung – jährlich Einnahmen von 50 bis 64 Milliarden Euro einbringen.

Wie in anderen Teilen der Welt wurden auch in Deutschland die Steuern auf hohe Einkommen und Vermögen in den vergangenen Jahrzehnten stark gesenkt. Gleichzeitig sind Unternehmen und Immobilien in den vergangenen Jahren erheblich im Wert gestiegen. Das hat die soziale Ungleichheit befeuert. Über 60 Prozent des Privatvermögens konzentrieren sich heute auf die reichsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung, davon wiederum mehr als die Hälfte auf das reichste ein Prozent.

Die Corona-Pandemie verstärkt die bereits drängende Verteilungsfrage zusätzlich, die immer auch eine Frage von Demokratie und Macht ist. Während Millionen um ihre Arbeitsplätze, Aufträge oder ihr Gewerbe bangen, häufen die anderen noch mehr Vermögen an: Die Eigentümer von Aldi-Süd verzeichnen seit Beginn der Pandemie ein Plus von 4,3 Milliarden Euro und der Eigentümer von LIDL sogar 11,1 Milliarden Euro.

Die Autoren schlagen einen Mix vor aus vermögensbezogenen Steuern, neben der Vermögensteuer auch eine reformierte Erbschaftsteuer, eine progressivere Einkommensteuer oder eine durch die Pandemie begründete, einmalige Vermögensabgabe.

Eine Vermögensteuer hätte in solch einem Gesamtkonzept den Vorteil, dass sie auch die gigantischen Betriebsvermögen erfassen kann, die im Vorfeld der letzten Erbschaftsteuerreform weitgehend steuerfrei an Kinder und Enkelkinder übertragen wurden. Eine Vermögensteuer ist zudem – anders als die Vermögensabgabe – eine Ländersteuer.

Ein niedriger Eingangssteuersatz und ausreichende Freibeträge bei der Vermögensteuer würden gewährleisten, dass kleinere Unternehmen auch im Zusammenspiel mit anderen Steuern noch rentabel geführt werden können. Der mit zunehmenden Vermögen linear ansteigende Steuersatz würde dafür sorgen, dass Riesenvermögen abgebaut und nicht neu akkumuliert werden können.

Die Studie finden Sie ab sofort unter https://www.rosalux.de/publikation/id/43496.

Jannine Hamilton
Presse / Rosa-Luxemburg-Stiftung
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