Pressemeldung | Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung – Einstimmiges Votum für Entwurf von jungem Berliner Architektenbüro

Heute wurden die Gewinnerentwürfe des offenen Architektenwettbewerbes für den Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung vorgestellt.

Architekten Kim Nalleweg (li.) und César Trujillo Moya

Ursprünglich war die Vergabe eines ersten, zweiten und dritten Preises, sowie dreier Anerkennungen vorgesehen. Nach intensiver Beratung gibt es nun einen ersten Platz, drei dritte Ränge und zwei Anerkennungen.

Den ersten Platz belegt das junge Architektenteam ARGE mit den ArchitektInnen Kim Nalleweg und César Trujillo Moya. Der erste Platz ist mit 54.000 Euro dotiert. Das Preisgericht befand die städtebauliche Lösung als besonders überzeugend, da hier eine individuelle, äußerst selbstbewusste Solitärlösung in Bezug auf das sehr heterogene städtebauliche Umfeld geschaffen wird.

Prof. Ulrike Lauber (Vorsitzende des Preisgerichts):
„Das Ergebnis ist überzeugend. Der Wettbewerb hat für eine große Bandbreite von sehr guten Lösungsansätzen gesorgt und die teilnehmenden Architekturbüros haben sich mit großem Engagement beteiligt. Der Siegerentwurf von den Architekten Kim Nalleweg in ARGE mit César Trujillo Moya konnte sich als junges Büro mit neuen Ideen durchsetzen und klassische Ansätze der Moderne mit heutigen Mitteln auf eigene Art weiterentwickeln. Der Ausloberin ist für dieses Verfahren großes Lob auszusprechen; nun kann sie sich über das geplante Ergebnis und bald auch über das gebaute Haus freuen.“

Der Entwurf sieht eine Hochhausscheibe auf einem zweigeschossigen Sockel vor. Das Hochhaus wird von einem geschoßhohen Fachwerkträger mit sich kreuzenden Stützen getragen, die nicht nur der Ornamentik dienen, sondern als Tragwerk stützenfreie Veranstaltungsbereiche ermöglichen, und als optischer Antritt für das Hochhaus fungieren. Positiv bewertet wird die so entstehende Differenzierung zwischen den öffentlichen und den intern genutzten Bereichen. Die als „kollektive Plattform“ bezeichneten Terrassen oberhalb des 1. Obergeschosses werden als besonderer Beitrag zum Gesamtkonzept betrachtet, der sowohl dem Ort als auch der geplanten Nutzung angemessen ist. Durch die Wahl von Sichtbeton, Ziegeln und Aluminium passt sich das Gebäude adäquat in das raue Umfeld ein.
Das Thema Offenheit und Transparenz wird mit diesem Entwurf sehr schön interpretiert. Er bietet in besonderer Weise ein Spiel mit verschiedenen Stadtebenen an, das den interessanten wenn auch oft rauen umgebenden Stadtraum aufnimmt und bereichert.
 
Regula Lüscher (Senatsbaudirektorin):
„Es ist das beste Haus für die Stiftung und das beste Haus für Berlin an diesem speziellen Ort. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung erhält eine neue Wirkungsstätte, die sowohl die Offenheit und Transparenz der Stiftung widerspiegelt, als auch dem etwas rauen Charme dieses Ortes gerecht wird. Der Blick von der erhöhten Terrasse über die Dächer des Postbahnhofs und das Gleisfeld zeigt: Das Haus gehört genau hier her. Junge Architekten haben ein Haus entworfen, das zeichenhaft ist und außergewöhnlich, aber nicht protzt. Das war möglich, weil die Stiftung sich für einen offenen Wettbewerb entschieden hat, wofür ich mich ausdrücklich bedanke!“

Die dritten Plätze kommen aus Dresden, München und Rotterdam und sind mit jeweils 20.000 Euro dotiert. Zwei Anerkennungen in Höhe von 9.000 Euro gehen an Büros in Berlin und Amsterdam. Detaillierte Informationen zu den sechs Teams finden Sie unten.

Im weiteren Verfahren wird es mit den vier Preisträgern zu Vergabegesprächen kommen, an deren Ende der Zuschlag für einen der Entwürfe steht. Die Entscheidung fällt voraussichtlich im Mai 2016.

An dem offenen Wettbewerb, der im September 2015 gestartet wurde, hatten sich insgesamt 155 Architekten beteiligt. 24 von ihnen erreichten die zweite Runde. Der Baubeginn ist für 2017 geplant. 2018 sollen erstmals die eigenen Räume an der Straße der Pariser Kommune 8 bezogen werden. Seit ihrer Entstehung vor 25 Jahren arbeitet die Rosa-Luxemburg-Stiftung in angemieteten Räumen.

Dem Preisgericht gehörte auch der leider kürzlich verstorbene Peter Conradi an. Er galt als der große Herr des Wettbewerbswesens und immerwährender Fürsprecher der Architektenschaft und hat die Arbeit der Jury sehr bereichert. Das Ergebnis wäre in seinem Sinne gewesen.

Mit freundlichem Gruß
Jannine Hamilton
Presse | Rosa-Luxemburg-Stiftung
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Die Platzierungen
Die Wettbewerbsjury entschied unter Vorsitz der Architektin Prof. Ulrike Lauber aus München nach ausführlicher Diskussion wie folgt:

1. Preis – Arbeit 1224                                           54.000 Euro
ArchitektInnen: ARGE
KIM NALLEWEG Architekten und César Trujillo Moya, Architect, Berlin
Verfasser: Kyung-Ae Kim-Nalleweg, Max Julius Nalleweg, César Trujillo Moya
Tragwerksplaner: Saradshow Fischedick, Berlin
Technische Ausrüstung: ZWP Ingenieur AG, Berlin

Ein 3. Preis – Arbeit 1201                                       20.000 Euro
ArchitektInnen: R + S Architekten, München
Verfasser: Ulrich Renger
Tragwerksplaner: Haushofer Ingenieure GmbH
Technische Ausrüstung: WSP Deutschland AG

Ein 3. Preis – Arbeit 1213                                       20.000 Euro
ArchitektInnen: Rohdecan Architekten GmbH, Dresden
Verfasser: Eckart Rohde, Canan Rohde-Can
Tragwerksplaner: Grontmij GmbH, Berlin
Technische Ausrüstung: Grontmij GmbH, Berlin

Ein 3. Preis – Arbeit 1221                                       20.000 Euro
ArchitektInnen: bube, Rotterdam
Verfasser: Daniela Bergmann,
Tragwerksplaner: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG
Technische Ausrüstung: Stiehm Ingenieurplanung GmbH


2 gleichwertige Anerkennungen

Anerkennung - Arbeit 1206                                     9.000 Euro                                        
ArchitektInnen: LANKES KOENGETER Architekten, Berlin
Verfasser: Lankes, Koengeter
Tragwerksplaner: ASSMANN BERATEN + PLANEN
Technische Ausrüstung: ASSMANN BERATEN + PLANEN


Anerkennung – Arbeit 1217                                    9.000 Euro
ArchitektInnen: laura alvarez architecture, Amsterdam
Verfasser: Laura Alvarez, Arun Jansen, Leire Munoz Lampreabe, Matteo Silverii
Tragwerksplaner: GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner
Technische Ausrüstung: Heimann Ingenieure GmbH

 
Hintergrund
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung plant als einzige nicht-kommerzielle Grundstückseigentümerin auf dem Areal die Errichtung eines Büro- und Verwaltungsgebäudes für die Stiftung.
Das Grundstück für den Neubau liegt an der Straße der Pariser Kommune im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Ortsteil Friedrichshain auf dem Gelände des heute als Veranstaltungsort genutzten ehemaligen Postbahnhofs. Auf dem Areal ist ein neues Stadtquartier mit Bauten für Büros, kreative Unternehmen, Wohnungen, Hotels, Freizeit, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungen geplant.
Im Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung sollen Büro- und Verwaltungsräume für ca. 155 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstehen. Hinzu kommt ein Öffentlichkeitsbereich mit Räumen für Veranstaltungen, Ausstellungen etc., einer Bibliothek und einem Archiv. Die oberirdische Nutzfläche soll circa 3.500 Quadratmeter betragen.
Das Vorhaben wird vollständig aus Zuwendungen des Bundes finanziert. Die Baukosten sind auf 12 Millionen Euro begrenzt und zwingend einzuhalten.
Das Bauvorhaben wird von der Grundstücksgesellschaft Straße der Pariser Kommune 8 GmbH & Co. KG im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung realisiert. Die Grundstücksgesellschaft ist Eigentümerin des Grundstücks und Bauherrin. Ihr sind sämtliche Pflichten des öffentlichen Vergaberechts, des Zuwendungsrechts sowie die Einhaltung sonstiger mit der Errichtung von Bauten nachgeordneter Bundeseinrichtungen verbundenen Regelungen auferlegt.
Die Ausloberin erwartete Gebäudeentwürfe, die in Gestalt und Ausstrahlung als Stiftungssitz erkennbar sind und dem öffentlichen Auftrag und gesellschaftlichen Intentionen der Rosa-Luxemburg entspricht. Der Stiftungs-Neubau soll hohe Gestaltungsqualität, Funktionalität, Robustheit und Flexibilität vereinen und sich in das neu entstehende Umfeld einfügen.
Den Anforderungen an nachhaltiges Bauen entsprechend dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) soll nachgekommen werden.
Der Wettbewerb wurde als offener zweiphasiger Realisierungswettbewerb ausgelobt. In der ersten Phase reichten 155 Architekten Entwürfe für Gebäudekonzepte ein.
Davon wurden am 3. und 4. Dezember 2015 in einer zweitägigen Jurysitzung 24 Lösungsansätze ausgewählt, um in der zweiten Phase einen vertieften Vorentwurf in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Fachplanern für Tragwerksplanung und Technische Gebäudeausrüstung zu entwickeln.
Die Ausloberin wird mit den 4 prämierten Preisträgern ein Verhandlungsverfahren nach der Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) durchführen. Die Planungsleistungen sollen als Generalplanerleistungen vergeben werden.
Die endgültige Vergabe an einen der Preisträger ist im Mai 2016 geplant. Der Baubeginn soll 2017 erfolgen.