Aus dem Vorwort
Geschichte ist kein Abstraktum, der Mensch gestaltet und lebt sie. Er ist ein Stück Geschichte, und je nachdem, wie weit er seinen objektiven Freiheitsspielraum ausmißt, weiß er seine Erfahrungen zu nutzen. Nutzen der Erfahrung verlangt auch Tätigkeit, inhäriert Mitgestalten der Geschichte. Geschichte besteht nicht nur aus Gewesenem. Das Gewesene ist auch ein Richtmaß des Werdenden, denn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind als Einheit zu sehen. Jede Persönlichkeit, auch jede bedeutende, ist Glied in der Generationsfolge, die den bisherigen gesellschaftlichen und auch kulturellen Prozeß geprägt hat und prägen wird. Aufbereitung der Geschichte heißt dabei Neuentdeckung wie auch Bewahrung des Alten. Und Setzung von Material für die Zukunftsgestaltung.
Es wäre eine Flucht vor der eigenen Geschichte, wollten wir den Reichtum »linken« Denkens nicht bewahren und pflegen! Es war eine Grundtorheit der herrschenden Ideologie in der DDR, daß dieser Reichtum auf das dem »Marxismus-
Leninismus« Genehme eingeengt wurde. Viel an Gedankenreichtum ging dabei verloren, auch viel utopisches Denken. […] Linkes Denken verbindet sich oft mit Utopie und Chiliasmus, im vorliegenden Band verdeutlichen dies gerade Erich Hahn an Georg Lukács, Helmut Seidel an Ernst Bloch, Michael Brie und Maik Hosang an Rudolf Bahro nachdrücklich, in unterschiedlicher Schreibart. Utopisches Denken läßt sich nicht totschweigen oder abschaffen - es ist zudem eine Quelle künftiger Realität, der Sozialismus hat es erwiesen. […] Auch das »Linke Denken des 20. Jahrhunderts« in all seiner Vielfalt gibt dem
Menschen eine geistige Heimstatt. Sie ermöglicht und fordert seine Entfaltung.
Inhalt
- Erich Hahn: Georg Lukács. (S. 3-31)
- Michael Brie: Erinnerung an Rudolf Bahro. (S. 33-35)
- Maik Hosang: Rudolf Bahro und die integrale Perspektive - Erinnerung und Ausdruck. (S. 37-49)
- Helmut Seidel: Ernst Blochs "Prinzip Hoffnung". Seine psychologischen und philosophischen Grundlagen. (S. 51-61)
- Zu den Autoren (S. 62)
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V., 2001. 62 S.
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